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Apple Music Classical

Ein neuer Anlauf

Während die großen Streaming-Portale um die Logik von Rock- und Pop-Songs herum gebaut sind, blieb der klassischen Musik mit ihren komplexen Datensätzen eine wirklich sinnvolle Erschließung stets versperrt. Der Tech-Gigant aus Cupertino will das nun revolutionieren.

Auf internationaler Ebene spielt sich das Musikgeschäft schon seit Jahren immer mehr im digitalen Bereich ab. Und was bei Rock oder Pop quasi bereits zum Standard geworden ist, soll nun auch für Klassik-Fans noch attraktiver werden. Zwar tummeln sich schon jetzt einige bei den einschlägigen Streaming-Anbietern, doch kaum eine der gängigen Plattformen war bislang auf die speziellen Anforderungen der klassischen Musik eingestellt. Das soll sich nun mit Apple Music Classical ändern.
Aufbauend auf der Technik des Klassik-Streamers Primephonic, der 2021 vom Großkonzern übernommen wurde, entwickelte man eine App, die deutlich mehr zu bieten hat, als die auf kurze Rock/Pop-Formate zugeschnittenen Vorgänger, die eben nicht für eine Mahler-Sinfonie oder Verdis „Don Carlos“ gedacht waren, sondern eher für die aktuellen Charthits und den Konsum unterwegs. Beides ist bei Apple Music Classical freilich nicht ausgeschlossen. Doch das Entwicklungsteam dachte von Anfang an größer.
Wie bereits von Apple Music gewohnt, setzt auch die Klassik-Variante anstelle von komprimierten mp3-Dateien auf bestmögliche Tonqualität und Lossless-Formate. Bei Aufnahmen neueren Datums sogar in Dolby Atmos und 3D-Audio, was die Herzen von Klangfetischisten höherschlagen lassen dürfte. Die entsprechende Anlage vorausgesetzt. Diese Luxusvariante soll auch bei den Kooperationen gelten, für die Apple sich eine Reihe international renommierter Spitzenorchester ins Boot geholt hat. So wird es in Zukunft unter anderem exklusive Streams mit den Berliner Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra oder Konzerte aus der Carnegie Hall zu hören geben, die den Anreiz für ein Abonnement erhöhen sollen. Wobei schon der umfangreiche Katalog bereits ein schlagkräftiges Argument sein dürfte: Mehr als 115 000 Werke listet die Datenbank, mit einer Gesamtmenge von weit über fünf Millionen Tracks.
Wie das Team hinter der App bei einer ersten Präsentation in London verlauten ließ, soll neben der Quantität aber auch die Qualität überzeugen. „Für uns bei Apple Music standen die Künstler schon immer im Mittelpunkt unseres Handelns. Und jetzt wollten wir auch denen aus der klassischen Musik eine Plattform geben, um sich bestmöglich zu präsentieren.“ So der für das Projekt verantwortliche Apple Manager Oliver Schusser.

Wer suchet, der findet?

Um sich nun im Meer von unterschiedlichsten Interpretationen der gleichen Werke gut zurechtzufinden, gibt es eine optimierte Suchfunktion, in der sich neben Komponisten und Künstlerinnen auch nach Epochen, Gattungen oder Instrumenten suchen lässt. Und Unentschlossenen hilft eine von Musikexperten kuratierte Auswahl von Referenzaufnahmen, sowie eine Reihe von Essential-Playlists, die zu interessanten Vergleichen einladen und die Hörer mit Empfehlungen auf neue Entdeckungsreisen schicken. Also das, was man bei Apple intern gern die Verschmelzung von technischem Know-how und dem menschlichen Faktor nennt. Kein seelenloser Algorithmus, sondern „im Grunde genommen eine App von Musikliebhabern für Musikliebhaber.“ Wie es Schusser formuliert.
All das begleitet von fundiert aufbereiteten Informationen zum Werk und eigens beauftragter quasi-fotografischer Portraits auch längst verstorbener Komponisten und Komponistinnen, die für ein homogenes Erscheinungsbild der übersichtlich gestalteten App sorgen. Zum Start ist Apple Music Classical im App-Store zunächst leider nur Geräten der eigenen Marke vorbehalten, eine Android-Variante soll aber bald folgen. Ebenso wie eine Ausdehnung auf den asiatischen Markt.
Alle, die bereits jetzt im Besitz eines Apple Music-Abos können den Klassik-Ableger ohne Aufpreis nutzen. Die Datenbanken synchronisieren sich automatisch und bieten damit Klassik-Fans ab sofort mehr zum selben Preis.

Tobias Hell, 08.04.2023, Online-Artikel



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