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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Leonkoro Quartet (c) Nikolaj Lund

Musikfestival „crescendo“

„Mensch, Maschine! Musik!“

Gleich drei Jubilare geben beim Musikfestival der UdK Berlin den Takt an – teils wortwörtlich: Auch György Ligetis „Poème Symphonique“ für 100 Metronome steht auf dem Programm.

Alle Jahre lädt die Universität der Künste Berlin im Mai im Rahmen des Musikfestivals „crescendo“ zu spannenden Konzerten ein. „Mensch, Maschine! Musik!“ heißt das diesjährige Motto des Festivals, das vom 11. bis zum 27. Mai 2023 mit insgesamt 21 exquisiten Konzerten aufwarten kann. In den vielfältigen Aufführungen, deren Spektrum vom Soloklavier bis zum großen Sinfonieorchester reicht, wird hochklassige Musik von Professoren, Studenten und internationalen Gästen präsentiert. Der berühmte Oboist Heinz Holliger ist ebenfalls mit zwei Konzerten vertreten wie auch das preisgekrönte Leonkoro Quartet. Weite Teile des Festivalprogramms drehen sich um die Wechselwirkung zwischen Mensch und Maschine. Zwei Gesprächskonzerte befassen sich in diesem Zusammenhang mit den Auswirkungen digitaler Medien und Algorithmen auf unseren Musikgeschmack und stellen komponierende und musizierende Künstliche Intelligenz vor, außerdem lassen Musiker des Jazz-Instituts Berlin das Publikum live an einem Kompositions- und Präsentationsprozess von KI teilhaben.
Ein besonderer Fokus richtet sich auf das Werk des ungarischen Komponisten György Ligeti, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Auch Max Reger und Sergei Rachmaninow, die heuer beide ihren 150. Geburtstag haben, werden geehrt. Ligetis Werke zeigen häufig, wie elektronische „Maschinenklänge“ kreative Rückkopplungseffekte auf den Kompositionsprozess haben können. Beim Festival werden seine Kompositionen den Werken der beiden anderen Jubilare gegenübergestellt. Dabei werden sämtliche Klavieretüden Ligetis kombiniert mit den „Études-Tableaux“ von Rachmaninow und auf zwei Konzertflügeln und einem mechanischen Player Piano gespielt. Drei Kammerkonzerte zeigen unter dem Titel „Happy Birthday György, Max & Sergej!“ das breite Spektrum an repertoireprägenden Werken dieser drei Komponisten.
Auch die Freunde sinfonischer Musik kommen beim „crescendo“-Festival auf ihre Kosten. Das Sinfonieorchester der Universität der Künste Berlin bestreitet das große Finale mit Werken von Ethel Smyth, György Ligeti und Ludwig van Beethoven und verabschiedet dabei den langjährigen Hornprofessor Christian-Friedrich Dallmann. Des Weiteren gibt auch die Magdeburgische Philharmonie ein Orchesterkonzert, das Studenten der UdK-Dirigierklasse leiten. Bis auf wenige Ausnahmen finden sämtliche Konzerte im Konzertsaal der Universität der Künste Berlin und bei freiem Eintritt auf Spendenbasis statt.

„crescendo“ – Musikfestival der UdK Berlin
11. bis 27 Mai – „Mensch, Maschine! Musik!“
Freier Eintritt, Platzreservierungen unter:
www.pretix.eu/udk/crescendo23/

Und wie war es?

Im dritten und letzte Kammerkonzert gab es vom Solostück bis zum Bläserquintett Werke der drei Jubilare zu hören, die eher selten im Konzertsaal erklingen. Regers großartiges Klaviertrio op. 102 etwa, das in seiner romantischen Expressivität chromatisch geschärft an Brahms anschließt und vom Berlin Piano Trio ohne falsches Pathos, aber emotional erfüllt interpretiert wurde. Auch Rachmaninows Lieder werden in deutschen Landen kaum aufgeführt. Die russische Sopranistin Lada Shornik, zurzeit Studentin im Bachelor-Studium an der UdK, wählte aus Rachmaninows Lieder-Schaffen drei Werke aus: „Flieder“, „Der Rattenfänger“ und „Flugwind“. Sie beeindruckte mit leuchtender Stimme und natürlichem Ausdruck, leider agierte ihr Klavierbegleiter allerdings ziemlich monochrom und hölzern. Spannend anzuhören war das quicklebendig aufspielende Bläserquintett mit dem fußballkompatiblen Namen JuVentus Berlin sowie die druckvoll und farbenreich musizierenden Studenten in Ligetis höllisch schwerem Horntrio. Einen weiteren Höhepunkt des Abends stellte der Auftritt des Star-Cellisten und UdK-Professors Jens Peter Maintz, Cellist dar, der in Ligetis früher, von Bartók beeinflusster Sonate für Cello solo ebenso durch seinen sonoren Ton begeisterte wie durch stupende Virtuosität und makellose Intonation. (mav)

Mario-Felix Vogt, 13.05.2023, Online-Artikel



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