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(c) Brian Hatton
„Er verzaubert das Publikum mit seinem magischen Ton“, schreibt der „Cincinnati Enquirer“, und das renommierte britische „Gramophone Magazine“ bescheinigt ihm „überschwängliche Virtuosität“. Wenn die Rede auf den amerikanischen Pianisten Reed Tetzloff aus Minneapolis kommt, dann ist die Fachkritik voll des Lobes. Spätestens seit der mittlerweile 31-jährige Künstler das Halbfinale des XV. Internationalen Tschaikowski-Wettbewerbs im Jahr 2015 erreicht hat und von russischen Medien als „lyrischer Held des Wettbewerbs“ gefeiert und mit dem jungen Van Cliburn verglichen wurde, gilt er als eines der interessantesten jüngeren Klaviertalente der USA.
Vom Typus des Virtuosen, der mit effektvollen Kabinettstückchen sein Publikum begeistert, ist Tetzloff denkbar weit entfernt. So beschäftigte er sich während seines Studiums bei der umtriebigen bulgarischen Pianistin und Klavierpädagogin Pavlina Dokovska, die an der Mannes School of Music in New York City unterrichtet, auch mit der Schenker-Methode der Musikanalyse, die ihm der renommierte Musiktheoretiker Carl Schachter vermittelte. Außerdem lässt er sich von Literatur und Bildender Kunst für seine Interpretationen inspirieren: „Ich lese oft eine Zeile und komme zum Klavier zurück, weil ich weiß, wie ich eine Phrase spielen muss“, sagt er. Auch die Texte für seine CD-Booklets schreibt er selbst.
Ein wichtiges Thema für ihn ist die Transzendenz, so trägt auch sein Debütalbum den Titel „Sounds Of Transcendence“ und bietet eine interessante Werkzusammenstellung. Neben Stücken von Alexander Skrjabin, den Tetzloff für seine „wilde Mystik“ schätzt, enthält es auch eine Sonate sowie das Stück „The Pleasure Dome Of Kubla Khan“ (Der Vergnügungstempel von Kublai Khan) des in Deutschland nahezu unbekannten amerikanischen Impressionisten Charles T. Griffes sowie César Francks romantischen Dauerbrenner „Präludium, Choral und Fuge“. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie die Musik alle möglichen Aspekte des menschlichen Daseins zum Ausdruck bringt“, schreibt er im Booklet-Text. „Ich hoffe, dass ich mit der Musik in diesem Programm einige der Begegnungen mit der Transzendenz andeuten kann, die wir alle irgendwann einmal haben werden“, so Tetzloff. Diese Ausführungen machen klar, dass für den amerikanischen Pianisten Musik auch eine ganz stark spirituelle Seite hat.
Reed Tetzloff hat bereits eine ganz Reihe an Konzerten in den USA, Europa und Asien gegeben. Im Mai kommt er nun für einige Recitals nach Deutschland, für die er ein interessantes Programm zusammengestellt hat. Da trifft der musikalische Jugendstil von Alban Bergs Klaviersonate auf Charles Ives’ satirische Auseinandersetzung mit Konventionen der Tradition in seiner „Three-Page-Sonata“ und die konzertante Brillanz von Ludwig van Beethovens „Waldsteinsonate“ auf die Klaviersinfonik von Johannes Brahms’ dritter Sonate. Die Klaviermusik-Liebhaber können also einiges erwarten. Und sie dürften kaum enttäuscht werden.
Weitere Infos:
www.reedtetzloff.com
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