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N° 1354
20. - 26.04.2024

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am 27.04.2024



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Catarina Amon (c) Classeek

Classeek

Wir machen sie sichtbar

Die Initiative fördert den Nachwuchs mit einem Netzwerk von Mentoren, Konzerten und einer digitalen Plattform.

Noch so eine Zoom-Konferenz zu dritt, die fast aus dem Ruder läuft durch eine Flut von Input. Zugeschaltet sind die Mäzenatin Catarina Amon aus der Schweiz und aus Südfrankreich der junge, in Syrien geborene Geiger Bilal Alnemr, der zu einem Monolog anhebt, der nicht enden will, ein einziger Schwall der Begeisterung. Je länger er spricht, desto mehr hellt sich das Gesicht von Catarina Amon am Bildschirm auf. Allein das sehen zu können, belohnt die Mühsal der digitalen Kommunikation.
Die Privat-Initiative Classeek wurde 2017 von Catarina Amon gegründet. Pro Jahr werden acht bis neun junge Musikerinnen und Musiker von einer Gruppe von Mentoren ausgewählt, die diese dann persönlich fördern. Zu diesem Netzwerk gehören die legendäre Streichquartett-Agentin Sonia Simmenauer, die Capuçon-Brüder, der Cellist Steven Isserlis und der Pianist András Schiff. In einem historischen Saal aus dem 18. Jahrhundert in Bougey bei Lausanne veranstaltet Catarina Amon zudem Konzerte mit den Classeek-Künstlern, zu denen Größen des Musikbetriebs wie Agenten und Festivalmacher geladen werden. Die Konzerte werden zudem live gestreamt, hochwertige Bild- und Toninhalte werden den Debütanten zur Verfügung gestellt. Zudem baut Classeek eine digitale Plattform zur Vernetzung auf und am 15. Juni wird die App ClasseekLink freigeschaltet werden, die vorerst kostenfrei sein wird.
Die Initialzündung für das Projekt habe lange schon in ihrem Kopf rumort, berichtet Catarina Amon: „Ich habe früher private Events mit Künstlern organisiert und habe realisiert, dass Karrieren immer noch auf dem traditionellen Weg von persönlichen Kontakten, Empfehlungen und einem guten Netzwerk beruhen. Aber genau daran mangelt es beim Nachwuchs. Und das wollte ich ändern.“
Sie begann damit, Konzerte zu organisieren, „die wurden stark beachtet von meinem Inner Circle“, sagt sie. Von anderen Förderprogrammen unterscheide Classeek sich vor allem durch die persönliche Auswahl und Betreuung durch die Mentoren, und „wir machen sie sichtbar, das Digitale macht den Unterschied, wir bieten ihnen eine maßgeschneiderte digitale Präsenz.“
Der syrische Geiger Bilal Alnemr kam über Sonia Simmenauer ins Classeek-Programm, er sprudelt über vor Dankbarkeit: „Wir Künstler üben bis zu sieben Stunden am Tag, aber an einem bestimmten Punkt reicht das nicht mehr. Da müssen wir uns plötzlich mit anderen Dingen beschäftigen, Kontakte aufbauen, uns vermarkten. Das ist ein Riesenjob!“ Er sei aber etwa weniger begabt im Social-Media-Management: „Ich brauche zwei Stunden, um eine Instagram-Story zu posten! Da bin ich sehr schlecht, aber es ist auch nicht mein Job.“ Entscheidend sei für ihn gewesen, dass Sonia Simmenauer ihn bei seinem ersten Coaching gefragt habe: Wo siehst du dich in 20 Jahren? Er spricht von dem Dschungel, durch den man sich zwischen Ausbildung und Beruf zu kämpfen habe, „jede falsche Entscheidung kann fatal sein!“ Classeek sei nun seine erste stabile Familie, sie unterstütze ihn auch darin, nein zu sagen, „das ist extrem wichtig, ohne Classeek hätte ich das nicht gekonnt.“

Regine Müller, 20.05.2023, RONDO Ausgabe 3 / 2023



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