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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Medien · Unterm Strich

Unterm Strich

Ramsch oder Referenz?

Schon wieder: die Kreutzersonate. Aber kein Grund zum Jammern, liebe Beethovenianer! Es kommt ja doch jedesmal auf die Interpreten an, ob uns bloß etwas langweilig wird bei unseren Lieblingsstücken oder ob wir uns doch wieder ärgern. In diesem Fall: Weder, noch. Antje Weithaas will gemeinsam mit Dénes Várjon sämtliche Sonaten für Klavier und Violine von Ludwig van Beethoven aufnehmen, nicht chronologisch, vielmehr in Zeitsprüngen. Für Volume I (CAvi/Universal) ist die A-Dur-Sonate op. 47 das Herzstück. Schon in der langsamen Einleitung greift das so sauber dialogisch ineinander, dass man gleich aufspringt und die Welt umarmen will, bevor sie explodiert. Und erst der Variationensatz! Licht und Schatten fliegen vorbei, Abenteuer und Schmerz. Jede Phrase logisch durchgestaltet, scharf die Tempi, biegsam in der Agogik, lustvoll in der Virtuosität, wandlungsfähig und brillant im Klangbild. So muss das sein. Die Freiheit dieses Vortrags verdankt sich einer Gemeinsamkeit im Zusammenspiel, von der ebenso die Sonate op. 23, kleine Mollschwester der Frühlingssonate, profitiert, wie auch die frühe Sonate A-Dur, op. 12/II.

Ludwig van Beethoven

Beethoven

Antje Weithaas, Dénes Várjon

CAvi/Universal

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Louise Farrenc hat lupenreine Konservatoriumsmusik komponiert, im schönsten Sinn des Wortes. Keine Revolutionärin. Vielmehr nahm sie, buchstäblich, Beethovens Geist aus Anton Reichas Händen, und so hört sich ihre Orchestermusik auch an: gekonnt, konservativ, ein bisserl fad. Freilich auch nicht viel fader als die ihrer Kollegen ringsum am Pariser Conservatoire. Zwei konkurrierende Gesamteinspielungen davon gibt es bereits, mit Johannes Goritzki und Christoph König. Die dritte hat jetzt das Insula orchestra unter Leitung von Laurence Equilbey eingespielt, farbig illuminiert mit Originalinstrumenten, und im zweiten Anlauf gleich komplett auf den Tisch gelegt (Erato/Warner). Nur muss der Kunde höllisch aufpassen, dass er nicht die falsche Platte erwischt. Vol. 1 enthält nur die Sinfonien 1 und 3, Vol. 2 hingegen: alles.

Louise Farrenc

Symphonien 1–3

Insula orchestra, Laurence Equilbey

Erato/Warner

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Wenn Opernsänger sich dem Lied zuwenden, gehen sie raus aufs Glatteis. Katharina Konradi machte es umgekehrt, sie hat Liedgesang studiert, bevor sie sich einen Platz im Ensemble der Hamburger Staatsoper eroberte, und wird zurzeit herumgereicht als unsere Sophie vom Dienst: Noch so jung und schon so hochgeschlossen! In ihren Solo-Recitals jedoch blieb dieser perfekt höhensichere, lyrische Sopran dem Lied treu. „Schlaflosigkeit“ heißt das neueste Album der klugen Sängerin, mit Schubert-Liedern rund ums Thema Nacht und Träume (Berlin Classics/Edel). Einige werden von Ammiel Bushakevitz (statt auf dem Klavier) auf der Gitarre begleitet: Sehr schön! Konradi reagiert auf den Sound mit Eleganz, zart zurückgenommen etwa in „Des Fischers Liebesglück“. Man hört aber auch, auf einmal, eine Spur zu viel Vibrato.

Franz Schubert

Schlaflosigkeit

Katharina Konradi, Ammiel Bushakevitz

Berlin Classics/Edel

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Es gibt Pianisten, die spielen nur Chopin, andere nie. Zumindest nicht öffentlich. András Schiff sagte es einmal salomonisch so: Chopins Klaviermusik werde „zu oft sehr schlecht gespielt und das erträgt er nicht gut.“ Aber was heißt schon: „nicht gut“? Mit Technik oder Stil hat das wenig zu tun. Rafał Blechacz, als letzter authentischer „Chopinpianist“ gefeiert, hat seit zehn Jahren kein Chopinalbum mehr veröffentlicht, stattdessen Bach, Haydn, Mozart, Beethoven gespielt. Sein letztes preiswürdiges Projekt widmete er Fauré, Debussy und Szymanowski (mit Bomsori Kim als Kammermusikpartnerin). Nach dieser Pause hat er sich jetzt die beiden großen Moll-Sonaten von Frédéric Chopin vorgenommen (DG/Universal), mit der nämlichen strukturklaren Besonnenheit, die er, zum Beispiel, auch Beethovens A-Dur-Sonate op.2/II angedeihen ließ – wobei das Ergebnis naturgemäß anders ausfällt. Keine Spur von Manierismus, keine Überpointierungen, keine Hasenfüßigkeit. Stattdessen: Innigkeit, Tiefgang. Früher nannte man so etwas „Werktreue“. Wenn überhaupt, dann ist das Markenzeichen dieses jungen Meisters ein lichterfülltes, obertonreiches Klangbild. Das erträgt wohl jeder Komponist.

Frédéric Chopin

Chopin

Rafał Blechacz

DG/Universal

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Eleonore Büning, 27.05.2023, RONDO Ausgabe 3 / 2023



Kommentare

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IlGusto
"...und wird zurzeit herumgereicht als unsere Sophie vom Dienst" Die "Sophie vom Dienst" sang gerade bei den Maifestspielen in Wiesbaden (29.5.2023) ihre 2. (!!) Vorstellung als Sophie in ihrer bisherigen Laufbahn. Weder ist also zutreffend, sie als "Sophie vom Dienst" zu bezeichnen, geschweige denn, dass sie als solche herumgereicht wird. So etwas lässt sich doch leicht recherchieren, wenn man seiner journalistischen Tätigkeit mit ein bisschen Sorgfalt nachgeht...


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Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


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