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N° 1353
13. - 22.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Aus Versailles nach Potsdam: Charpentiers „David et Jonathas“ (c) Agathe Poupeney

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci

Freundschaftsbande

Auch Jordi Savall, Il Giardino Armonico und das Opernteam vom Versailler Schloss sind bei der 33. Ausgabe der einzigartigen Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zu erleben – dank der Künstlerischen Leiterin Dorothee Oberlinger

An Jean-Baptiste Lully, diesem musikalischen Über-Maître des Sonnenkönigs, kam kein Komponistenkollege vorbei. Da konnte man selbst tollste Opern schreiben, wie etwa Marc-Antoine Charpentier – wenn Lully den Daumen senkte, bekam man keinen Fuß ins Versailler Opernleben. Charpentier schaffte es schließlich trotzdem. Ein Jahr nach Lullys Tod trumpfte er zwar nicht in Versailles, dafür aber in Paris mit seiner biblischen Oper „David et Jonathas“ auf. Französische Barockmusik vom Allerfeinsten ist ihm da über die beiden Freunde David und Jonathan aus der Feder geflossen. Und dieses Opernprachtwerk ist jetzt bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci zu erleben. Unter der Gesamtleitung von Gaétan Jarry präsentiert die Königliche Oper des Schlosses von Versailles die Oper in einer aufwendigen Neuproduktion – inklusive prächtiger Kostüme von Modezar Christian Lacroix.
Alleine mit diesem Gastspiel machen die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci ihrem Ruf auch als Paradies für Barockopernfans alle Ehre. Doch unter der Künstlerischen Leitung von Dorothee Oberlinger gibt es in diesem Jahr natürlich noch weitere abendfüllende Coups. Oberlinger und ihr Ensemble 1700 stellen Andrea Bernasconis „L’Huomo“ vor, das auf dem Libretto der Wilhelmine von Bayreuth basiert. Und in Bernardo Pasquinis Barockoper „Idalma“ kämpfen Geister der Vergangenheit mit der allzu menschlichen Leidenschaft der Eifersucht – musikalisch angefeuert von Alessandro De Marchi und seinem Innsbrucker Festwochenorchester.
Um die Sonnen-, aber auch um so manche Schattenseiten der Freundschaft dreht sich alles bei der 33. Ausgabe dieses Festivals, das allein schon von den Spielstätten, den historischen Sälen, Schlössern und Gärten her zu den traumhaftesten seiner Art gehört. Für das über zweiwöchige Programm hat Dorothee Oberlinger mit ihrem Team namhafte, aber auch schon lange hochgehandelte Solisten, Ensembles und Orchester eingeladen, um in rund 45 Veranstaltungen vom Mittelalter über die Romantik bis zum Jazz und der zeitgenössischen Musik besondere Klang-Freundschaften zu feiern. Star-Cembalist Jean Rondeau entführt in die Pariser Salons des frühen 18. Jahrhunderts. 500 Jahren Weltmusik zwischen Afrika, Europa und Amerika widmet sich Jordi Savall mit seinem Ensemble Hespèrion XXI. Gambistin Hille Perl erzählt in Klang, Wort und Bild sowie mit ihren Musikerfreunden wie Lee Santana an der Theorbe die Geschichte eines Musikergemäldes aus dem 17. Jahrhundert. Während das Ensemble Feuervogel gar mit beschwingter Alter Musik in Kitas und Schulen aufspielt, präsentiert das Ensemble Urban Strings das unterhaltsame und swingende Barockstück „Friends Of Amarillis“, bei dem Kinder ab sechs Jahren große Augen und Ohren bekommen.
Aber auch die Erwachsenen bekommen natürlich ständig großen Augen und Ohren – angesichts solcher weiterer Ausnahmeteams wie Il Giardino Armonico und dem sagenhaften Vokalensemble Graindelavoix, das unter der Leitung von Björn Schmelzer Renaissance-Motetten bietet. Und selbstverständlich ist auch die künstlerische Hausherrin immer wieder aktiv – wenn sie etwa ihre Freundschaft mit Bratscher Nils Mönkemeyer mit Werken von Hildegard von Bingen bis John Cage feiert.

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci

9. – 25. Juni „In Freundschaft“
www.musikfestspiele-potsdam.de
Tickets: (03 31) 28 88 82 8

Guido Fischer, 20.05.2023, Online-Artikel



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