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Antritt des neuen Chefdirigenten: Sir Simon Rattle stellte in München sein Programm von Chor und BRSO vor © BR/Vera Johannsen
Ganz am Ende seiner ersten Saison als neuer Chef von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dreht Simon Rattle noch mal richtig auf. Wobei er sich im Saisonbroschüreninterview selbst die Frage stellt: „Mein Deutsch ist ja schon primitiv… Wie ich erst mit dem bayerischen Dialekt klarkommen soll: keine Ahnung!“ Dabei geht es aber nicht etwa um regionaltypische Glücksschreie wie „O´zapft is“. Tatsächlich muss der musikalische Vielsprachler Rattle sich bis zum Konzert mit dem Titel „Symphonischer Hoagascht“ noch ein paar Bayerisch-Kenntnisse draufsatteln, um sich mit gestandenen Mannsbildern an ihren Blasinstrumenten verständigen zu können. Geplant ist nämlich unter besagtem Titel ein Aufeinandertreffen zwischen dem BR-Orchester sowie fünf bayerischen Blasmusikensembles, die schon jetzt ihre Bewerbungen einreichen können. Und um dem Ganzen eine seriöse Note zu geben, wird für diesen Clash der Musiken ein neues Werk in Auftrag gegeben. Ein schöner Einfall, um mit Land und Leute in Kontakt zu kommen.
Dabei ist Simon Rattle ja von jeher so etwas wie ein Menschen- und Musikerfänger. So einen will man natürlich gerne als Gast- oder besser noch als Chefdirigent haben. Was Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gelungen ist. Nachdem diese Personalie bereits 2021 verkündet werden konnte, beginnt nun mit der Saison 2023/24 eine zunächst auf fünf Jahre befristete, neue Ära zwischen dem Engländer und dem Münchner Orchester. Und wie es sich für solche neuen Freundschaften gehört, will man direkt zeigen, was man gemeinsam kann. So sind mit Haydns „Schöpfung“, Mozarts (konzertantem) „Idomeneo“, Mahlers 6. Sinfonie sowie Schönbergs „Gurre-Liedern“ gleich vier unterschiedliche Großprojekte geplant. Und natürlich kommen bei Rattle auch die Moderne (Luciano Berio) sowie die Nachwuchsförderung nicht zu kurz.
So sehr Rattle mit Elan die neuen Aufgaben angeht, so dämpft seinen Antrittsschwung doch weiterhin eine kulturpolitische Diskussion, die er noch von seiner Zeit beim London Symphony Orchestra her kennt. Denn geradeso, wie er sich damals vergeblich für einen neuen Konzertsaal an der Themse engagiert hat, scheinen nun auch in München die Pläne für ein neues, überfälliges Konzerthaus bereits etwas eingeschlafen zu sein – was Rattle schon zu Beginn des Jahres in einem Interview mit der NZZ moniert hat. Jetzt hat er in einem Münchner Lokalblatt auf recht diplomatische Art die Situation nicht nur erneut angesprochen, sondern auch eine Einladung an den bayerischen Ministerpräsidenten ausgesprochen, sich an einen Tisch zu setzen. Immerhin: Bei Söder muss Rattle auch kein Bayerisch können, höchstens Fränkisch.
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