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(c) Monika Rittershaus
Dmitri Tschernjakov, der 2011 das Bolschoi- Theater wiederöffnete (mit Glinkas „Ruslan und Ludmila“), ist der zurzeit angesagteste – und wohl teuerste – Opernregisseur aus Russland. Umso mutiger seine Idee eines ‚Zaren- Dummys fürs Volk’ in seiner Inszenierung der „Zarenbraut“ von Nikolai Rimski-Korskakov. Geradezu putinkritisch, denn es geht in dieser Aktualisierung um die Erschaffung eines nur medial existierenden, steuerbaren und gänzlich fiktiven Fernsehkopfes als Führungspersönlichkeit. Nur die „Zarenbraut“, so die Entscheidung der russischen Medienexperten, soll echt sein – und wird in einem landesweiten Casting ausgesucht.
Der Abend ist derart aufwendig, dass beim ZDF ein ganzes Fernsehstudio ausgebaut werden musste, um die flimmernden, computeranimierten Rasterfantasien szenisch glaubhaft zu machen. Die Figuren entwickelt Tschernjakov stark aus den Personen seiner Darsteller heraus. So kann Olga Peretyatko als kühle Braut den Abend sinnlich dominieren. Mit Johann Martin Kränzle als herrlich deklamierendem Bösewicht (Grjasnoj) und der georgischen Weltklasse-Altistin Anita Rachvelishvili geht der Abend ab wie nichts. Sogar zwei Altstars hat man aufzubieten: Anatoli Kotscherga (Abbados „Boris Godunov“) und – erstaunlich gut imstande – Anna Tomowa-Sintow (Karajans Marschallin in den 80er Jahren). Sie liefern ausgefeilte Rollenporträts, die den Abend zu einem der gelungensten der letzten Jahre in Berlin machen.
Das Werk war ein Wunsch von Daniel Barenboim, der hier angriffslustig, expressionistisch aufgrellend und beißend dirigiert. Man merkt die Lust, mal wieder etwas Ungewohntes in Händen zu halten. Rimskis antiwagnerische Klangwülste repräsentieren ein Meisterwerk der romantischen Oper zwischen Tschaikowski und Mussorgski. Schön, dass man sich in Berlin wieder stärker einem Repertoire zuwendet, in dem offenbar herrliche Wiederentdeckungen zu machen sind.
Robert Fraunholzer, RONDO Ausgabe 6 / 2013
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