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N° 1353
13. - 24.04.2024

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am 20.04.2024



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(c) Marco Bravi

Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Die italienische Star-Sopranistin Renata Scotto (79) hat sich in Rom anerkennend, aber auch kritisch über Anna Netrebko geäußert, mit der sie einst das italienische Repertoire erarbeitete. „Sie rief mich an, weil sie eine CD mit Belcanto-Repertoire vorbereitete, und fragte mich: ‚Renata, würden Sie dieses Repertoire mit mir arbeiten?’“ Über Sprache, Phrasierung und das meiste von dem, was sie brauchte, habe Netrebko bereits verfügt. „Es war eine sehr erfreuliche Arbeit. Nur muss ich sagen, dass sie etliches von dem, was sie damals lernte, inzwischen leider wieder vergessen hat.“ Es gebe zuweilen Intonations-Unreinheiten bei Netrebko. „Ich finde auch, sie macht zu viel. (...) Sie will dem Publikum einfach das geben, was dieses verlangt.“ Das aber sei zu kurz gedacht.
Pianist Ivo Pogorelich, in den 80er Jahren das weltweit erste Erotikon am Klavier, denkt nicht ernsthaft über neue Schallplattenaufnahmen nach. „Ich kenne niemanden mehr bei der Deutschen Grammophon“, sagte er in Berlin. Dagegen bleibt er als Konzert- Performer sehr aktiv. Seine Angewohnheit, bis kurz vor Konzertbeginn mit Wollmütze und in Jeans am Klavier zu klimpern, hat er sich sogar vertraglich absichern lassen. „Ich glaube, dass mich die Leute nicht einmal erkennen, wenn ich dort sitze. Die meisten halten mich für den Klavierstimmer.“ Auch ein Klavier müsse warmgespielt werden, meint er. „Um mich umzuziehen, brauche ich zwölf Minuten. Wenn es soweit ist, holt mich jemand vom Podium.“
Sir Neville Marriner, neben Karajan und Solti der Dirigent mit den meisten Schallplattenaufnahmen überhaupt, ist nicht verbittert angesichts der Tatsache, dass nur wenige seiner CDs noch greifbar sind. „Wir haben unsere große Zeit gehabt“, sagte er in Düsseldorf, wo er noch bisweilen dirigiert. „Wir hatten Glück, weil damals die großen Schallplattenfirmen einen Katalog aufbauen wollten.“ Schon beim Gründungskonzert der Academy of St. Martin in the Fields in London sei eine Produzentin unvermittelt auf ihn zugekommen mit der Frage, ob man nicht Schallplatten machen wolle? „Wir waren ohne große Ambitionen“, so Marriner. Im April wird er 90 Jahre alt.
Hui He, die einzige asiatische Opernsängerin, die es bis ganz nach vorne geschafft hat, glaubt, dass es noch mehr sehr gute chinesische Sänger gibt. „Unsere Hochschulen in China sind voll davon.“ Nur fehle es vielen Sängern aus Asien an Vertrautheit mit der europäischen Kultur. Auch sie selber sei zu spät nach Italien gekommen, weshalb ihr die Möglichkeit fehlte, an kleineren Häusern leichtere Partien zu singen. „Jetzt werden mir immer nur jene schweren Rollen angeboten, für die ich berühmt geworden bin.“ Ihre eigene Stimme empfinde sie nicht als asiatisch. „Chinesen verfügen normalerweise über eine hellere, leichtere, auch glänzendere Stimme als ich. Meine Stimme ist dunkler.“ Mit der Folge, dass sie chinesische Lieder nicht gut textverständlich singen könne. „Ich muss selber lachen darüber, aber es stimmt: Ich bin eine der bekanntesten chinesischen Sängerinnen. Aber im Chinesischen bin ich schwach.“
In einem Interview mit der „Wiener Zeitung“ hat Star-Bassbariton Bryn Terfel Unstimmigkeiten mit dem ehemaligen Wiener Staatsopern-Intendanten Ioan Holender bestritten: „Du liebe Güte, nie!“ Er verdanke Holender die größten Chancen seiner Karriere. Die Zusammenarbeit resümierte er wie folgt: „Ich habe Ioan Holender nie im Tennis geschlagen und keine Rolle gesungen, die er besser sang.“ Richtig. Terfel hat die kleinen Rollen immer ausgelassen.
Elīna Garanča und der Dirigent Karel Mark Chichon sind zum zweiten Mal Eltern geworden. Am 10. Januar brachte die Mezzo- Sopranistin ihre zweite Tochter zur Welt. Sie heißt Cristina Sophie. Schon im November hatte Garanča in Berlin die Geburt ihrer Tochter lachend mit den Worten kommentiert: „Damit ist klar, dass es in unserem Haushalt weiterhin nur einen Macho gibt.“ Sie werde, so ließ Garanča ausrichten, „rechtzeitig bekanntgeben, wann sie ihre Konzert- und Operntätigkeit wieder aufnimmt“.

Robert Fraunholzer, 08.02.2014, RONDO Ausgabe 1 / 2014



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