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Die Reaktionen waren rückblickend natürlich zu erwarten. »Es war eine Mischung aus begeistertem Zuspruch und skeptischem Kopfschütteln «, erinnert sich Peter Oswald. Immerhin hatte es sich damals dieser begeisterte Anwalt der Neuen Musik in den Kopf gesetzt, mit seiner Frau Barbara Fränzen ein Label auf die Beine zu stellen, das sich ausschließlich als Forum der zeitgenössischen Musik versteht. 1999 ging man unter dem vielversprechenden Namen »Kairos« an den Start. Mit gleich einem halben Dutzend Aufnahmen von Komponisten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Da wagten sich die Italiener Salvatore Sciarrino und Giacinto Scelsi bis an die Grenze der Stille vor, Wolfgang Rihm und Matthias Pintscher sorgten für wuchtig aufgeladenen Gegenwind. Und auch mit Hans Zenders Re-Interpretation von Schuberts »Winterreise « startete damals der Kairos-Katalog, der in der Zwischenzeit knapp 100 Veröffentlichungen aufzuweisen hat. Mit mehreren Tausend verkauften CDs hat sich die Zenderaufnahme zum echten Kairos-Hit entwickelt.
Reich wird Oswald, der im früheren Leben Fernsehproduzent und Intendant beim Klangforum Wien war, trotz solcher für Neue Musik erstaunlichen Verkaufszahlen nicht. Doch irgendwie hat Oswald die hohen Produktionskosten, die oftmals schon bei den immensen Leihgebühren für die Noten beginnen, stemmen können, um Kairos als anspruchsvolle Marke zu etablieren. Dafür stehen regelmäßig verliehene, internationale Branchenauszeichnungen wie der »Deutsche Schallplattenpreis« oder der französische »Grand Prix du Disque«. Und wenn selbst die Wiener Philharmoniker anklopfen, um bei Kairos Olivier Messiaens »Éclairs sur l’Au-delà« einzuspielen, ist das genauso Bestätigung für diesen Idealisten wie die intensive Freundschaft mit Spezialisten-Ensembles wie dem Klangforum Wien, dem Arditti Quartet oder dem Ensemble Modern.
Sie alle setzen sich für das ein, was Oswald die »faszinierende Übersichtlichkeit« nennt. Darunter fällt zum Beispiel die »geheimnisvolle Energie« Scelsis ebenso wie die klangerfinderische Komplexität eines Helmut Lachenmann. Und neben den Musiktheater-Projekten etwa von Beat Furrer und Olga Neuwirth tauchen schon mal postmoderne Grenzgänger wie Bernhard Lang und Clemens Gadenstätter auf. Hauptmerkmal von allen ist das, was Oswald als »Écriture« bezeichnet – eine singuläre wie visionäre Handschrift. Spielend navigiert das Label mittlerweile von den USA bis nach Japan, doch hat Peter Oswald zurzeit ein Land besonders im Fokus. Es ist Spanien, das von José María Sánchez-Verdú bis Alberto Posadas eine aufstrebende Komponistengeneration zu bieten hat. Und dass Oswald zudem dort auch endlich einen finanzkräftigen Sponsor in Form einer Madrider Bank gefunden hat, macht die Arbeit am »Kairos«, am gelingenden Augenblick umso entspannter.
Guido Fischer, 22.02.2014, RONDO Ausgabe 6 / 2009
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