home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Pasticcio

Aufs digitale Abstellgleis

Von Zeit zu Zeit zieht man auch in den Chefetagen der angeschlossenen ARD-Radiostationen einen Strich unter die Hörerquoten. Und dann stellt man doch tatsächlich fest, dass gerade die ausschließlich auf Kultur spezialisierten Sendeplätze nicht die breite Masse ansprechen. Im Fall von „BR-Klassik“, so die jüngsten Überhebungen, kommt man täglich auf 260.000 Zuhörer. Keine schlechte Zahl, könnte man direkt vermuten. Immerhin sind das mehr als alle zusammen, die sich in ganz Deutschland einmal im Monat einen Konzertbesuch gönnen. Doch für den designierten BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner ist das eine eher ernüchternde Bilanz für diesen Klassik- und Jazz-Sender. Um somit die Quote richtig aufzupeppen, soll BR-Klassik daher 2016 von der angestammten analogen UKW-Frequenz ins Digitalradio wandern.. „Dann würde der ARD-weit einzige reine Klassik- und Jazzsender nur noch mit digitalen Empfangsgeräten zu hören sein”, so der Bayerische Musikrat in einer ersten Reaktion. Dass diese Pläne genau den gegenteiligen Effekt auslösen und weitaus weniger Zuhörer anziehen würden, unterstreichen allein die nackten Zahlen. Denn aktuell scheint die bayerische Bevölkerung wenig vom Digitalradio zu halten. 97,3 Prozent besitzen mindestens einen UKW-Empfänger, aber nur 8,8 Prozent ein Digitalradio. Dennoch ist Martin Wagner davon überzeugt, „mit dem Wechsel zu DAB+ und durch zusätzliche Internetangebote den Kreis der Klassikhörer in Bayern zu erweitern.“ Dieser Meinung kann sich aber nicht nur der Deutsche Kulturrat als Spitzenverband der Bundeskulturverbände keinesfalls anschließen. Gerade der Bayerische Musikrat befürchtet den Ausverkauf von BR-Klassik. Und so hat er eine Online-Petition ins Leben gerufen, mit der man noch bis zum 27. Mai die Senderverantwortlichen auffordern kann, das Kulturprogramm auf dem bisherigen UKW-Kanal zu belassen (www.openpetition.de/petition/online/br-klassik-muss-bleiben).

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Boulevard

Klaviermusik auf neuen Rhythmen

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Man konnte es als historischen Schritt für das 1929 gegründete Klassik-Label bezeichnen, als die […]
zum Artikel

Pasticcio

„Alter weißer“ Bach

Kolonisation durch Klassik? Man hatte sich 2020 bekanntlich für Beethovens 250. Geburtstag viel […]
zum Artikel

Gefragt

Jakub Józef Orliński

Mit Testosteron gesungen

Countertenöre klangen für ihn immer zu weiblich. Da machte dieser Pole ‚männliche’ Obertöne […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top