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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Startseite · CD zum Sonntag

30. Dezember 2023 — 05. Januar 2024

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Die Mazurka ist ein slawischer Gesellschaftstanz im ¾-Takt aus der polnischen Provinz Masowien. Entstanden aus dem Powislak und Swiatowska (Rundtanz) sowie insbesondere dem Mazur, Kujawiak und Oberek, verbreitete sich dieser Tanz gegen Ende des 18. Jahrhunderts über die gesamte slawische Welt als Ausdruck von Begegnung und Trennung. Paare wechseln dabei nach einem festgelegten Schrittschema wiederholt ihre Partner, nur um sich anschließend erneut zu vereinen. Unter der Bedingung einer ausgelassenen Stimmung und gut aufeinander abgestimmter Tänzer kann ein solcher Tanz leicht eine Stunde oder länger dauern. Durch die vielfältigen Mazurken von Frédéric Chopin wurde der polnische Tanz weltberühmt, doch es gibt eine ganze Reihe weiterer polnischer Komponisten, die Mazurken komponiert haben, etwa Karol Kurpiński, Ludwika Dmuszewska oder der eher für seine Opern als für seine Klaviermusik bekannte Stanisław Moniuszko. 29 chronologisch geordnete Mazurken dieser Komponisten hat die polnisch-amerikanische Pianistin Anna Kijanowska nun für das polnische Label Dux eingespielt. Darunter finden sich neben eher etwas salonhaften Stücken immer wieder ausdrucksstarke Sätze, die unmittelbar berühren. Anna Kijanowska versteht es, die Eigenart der Stücke herauszuarbeiten und mit Schwung und fantasievoller Agogik darzubieten.

23. — 29. Dezember 2023

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Baldassare Galuppi (1706–1785) war als italienischer Komponist zwischen Spätbarock und Frühklassik von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der opera buffa seiner Zeit, aber auch einer der wichtigsten Vertreter der opera seria. Als Venezianer war es naheliegend, dass er auch für die Basilika San Marco Musik schrieb, darunter auch Weihnachtsvespern für Chor & Orchester. Diese Stücke bestehen aus verschiedenen Teilen, darunter Psalmen, Hymnen und Antiphonen, die jeweils eine spezifische liturgische Funktion erfüllen. Galuppi verwendet darin kunstvolle kontrapunktische Techniken, um die liturgischen Texte mit expressiver Musik zu verbinden. Die Musik reflektiert dabei die emotionale Palette der liturgischen Texte, von feierlicher Freude bis zu introspektiver Andacht.
Einige dieser Vespern sind nun als Weltersteinspielung auf CD erschienen, interpretiert von der Cappella Marciana, dem heutigen Ensemble und Chor der Basilika San Marco, die auf die Serenissima-Kapelle der Repubblica di San Marco zurückgeht, die etwa seit dem Jahre 1300 aktiv war. Damit ist sie die älteste aktive professionelle Musikformation überhaupt. Bei der hier vorliegenden Aufnahme handelt es sich um einen Live-Mitschnitt eines Konzerts in San Marco vom Dezember 2021 unter der Leitung des Chefdirigenten der Cappella Marco Gemmani.

16. — 22. Dezember 2023

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Kommt unter Klaviermusikkennern die Rede auf den Komponisten Charles-Valentin Alkan, so hagelt es oft Kritik. Die meisten seiner Stücke seien einfach viel zu lang und zu schwer. Es wird dann sein Klavierkonzert für Piano solo erwähnt, dessen Kopfsatz allein schon 30 Minuten dauert. Und diese 30 Minuten sind voller Oktaven, Sprüngen und rasenden Läufen, wer will das denn alles üben? Doch wer Alkan nur als Verfasser von langatmigen Virtuosenstücken abstempelt, der tut ihm Unrecht. Denn der französische Exzentriker verstand sich auch auf musikalische Miniaturen, wie das aktuelle Alkan-Album des britischen Pianisten Mark Viner beweist. Der 34-Jährige gilt als einer der führenden Alkan-Interpreten und arbeitet an einer Gesamteinspielung von dessen Klaviermusik auf 17 CDs. Die soeben erschienene Vol. 6 heißt "Character Pieces & Grotesqueries" und enthält einige der bizarrsten Kompositionen von Alkan. Stramm-militärischen Stücken wie „Capriccio alla Soldatesca“ und „Le Tambour bat aux Champs“ stehen virtuose Skizzen wie die „Toccatina“ gegenüber, ein andermal wird eine verrückte Zugfahrt musikalisch nachgezeichnet. Mark Viner bringt diese originelle Musik mit Temperament, Präzision und viel Sensibilität für die wechselhaften Charaktere zum Klingen.

09. — 15. Dezember 2023

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Der ungarische Komponist György Ligeti gehört zu den originellsten Tonschöpfern der Nachkriegszeit und wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass kommen eine ganze Reihe von Neueinspielungen seiner Werke auf den Markt. So auch eine Gesamtaufnahme seiner Werke für Streichquartett vom Verona Quartet. Seine ersten Quartettkompositionen sind zwei Sätze für Streichquartett aus dem Jahre 1950, ein von ungarischer Folklore geprägtes Jugendwerk in reinem Dur, das noch stark in der Tradition verhaftet ist. Deutlich moderner klingt Ligetis erstes „richtiges“ Streichquartett, das in den Jahren 1953 bis 1954 entstand. Es trägt den Titel „Métamorphoses nocturnes“ („Nächtliche Verwandlungen“) und zeigt deutliche Einflüsse von Béla Bartók und Anton von Webern. Laut eigener Aussage wurde es „angeregt durch Bartóks mittlere Quartette“. Melodisch und harmonisch sei das Stück modern, denn „es beruht auf der totalen Chromatik, in formaler Hinsicht aber folgt es den Kriterien der Wiener Klassik: Periodik, Imitation, motivische Fortspinnung, Durchführung, durchbrochener Satz“.

In gänzlich andere Sphären führt dann sein zweites Streichquartett aus dem Jahr 1968, das bereits im Westen, sprich in Deutschland entstand. Zu jener Zeit hatte sich Ligeti bereits intensiv mit den Werken von Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez beschäftigt und die elektronische Musik kennengelernt. Das zweite Quartett ist in der von Ligeti selbst entwickelten Technik der Mikropolyphonie komponiert, die auch Elemente der polyphonen Vokalmusik von Komponisten der Renaissancezeit wie Ockeghem oder Palestrina verarbeitet. Hinzu kommen „Bewegungsstrukturen aus polyrhythmischen Stimmenbündeln“, Ligeti betont, dass es in dieser Kompositionsweise keine Motive mehr gibt, sondern „nur noch klingende Gewebe – manchmal zerfasert, fast flüssig“, die in den fünf Sätzen des Quartetts Nr. 2 auf verschiedene Weisen realisiert werden.

Das Verona Quartet gründete sich 2013 im US-amerikanischen Ohio, wurde mehrfach mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet und tritt regelmäßig in berühmten Sälen wie der New Yorker Carnegie Hall, dem Lincoln Center und der Londoner Wigmore Hall auf. Es interpretiert Ligetis komplexe Musik mit Intensität, Leidenschaft und großer klanglicher Bandbreite.

02. — 08. Dezember 2023

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Das mächtige Grabmal auf dem Wiener Zentralfriedhof deutet darauf hin, dass Franz Schmidt (1874 – 1939) seinerzeit eine bedeutende Künstlerpersönlichkeit in der österreichischen Hauptstadt war, sogar ein Park wurde in Wien nach ihm benannt.
Heute kennt seinen Namen außerhalb Österreichs allerdings kaum jemand, und von seinen zahlreichen Kompositionen hat nur eine einzige die Zeit überdauert: „Das Buch mit sieben Siegeln“, ein Oratorium nach der Johannes-Offenbarung.
Da ist es lobenswert, dass sich Musiker wie der britische Dirigent Schmidt Jonathan Berman für Schmidts Werke einsetzen. Anlässlich seines 150. Geburtstags im nächsten Jahr entstand nun eine Gesamtaufnahme von Franz Schmidts vier Symphonien mit dem BBC National Orchestra of Wales, flankiert von dem „Intermezzo“ und der „Karnevalsmusik“ aus Schmidts Oper „Notre Dame“.
Bereits mit seiner ersten Sinfonie erntete Schmidt einen großen Erfolg. Sie wurde 1899 mit dem Ersten Preis des Kompositionswettbewerbs der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ausgezeichnet und bald nach ihrer Uraufführung 1900 durch den Wiener Concertverein unter Schmidts Leitung nahmen auch die Philharmoniker das Werk in ihre Abonnementkonzerte auf.
Wie alle Sinfonien von Schmidt ist die Nr. 1 viersätzig (auch die Sinfonien, die nicht explizit in vier Sätze untergliedert sind, ist die Viersätzigkeit latent vorhanden) und in einer spätromantischen Tonsprache gehalten, die sowohl an Johannes Brahms’ als auch an Anton Bruckners Sinfonik anknüpft. Die zweite Sinfonie imponiert im Kopfsatz durch ihre klangliche Pracht, die in der Besetzung mit fünf Klarinetten und acht Hörnern wurzelt, zeigt jedoch auch kammermusikalische Strukturen und lyrische Töne im zweiten Satz. Die dritte Sinfonie ist von einem positiven Grundcharakter gekennzeichnet, bietet im zweiten Satz eine komplexe und moderne Harmonik, während der Ländler-Gestus des Scherzos ein wenig an Bruckner denken lässt und das Finale, ebenfalls tänzerisch bewegt, das Werk schmissig ausklingen lässt.
Die vierte Sinfonie bringt gegenüber ihren Vorgängerwerken einen Sonderstatus mit, da Schmidt sie als Requiem für seine Tochter konzipierte, die kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes starb. Das Werk besteht zwar formal aus vier Sätzen, allerdings gehen diese pausenlos ineinander über, insofern wirkt das Stück – ähnlich wie Franz Liszts h-Moll-Sonate – wie ein einziger monumentaler Satz mit verschiedenen kontrastierenden Formteilen. Trotz ihres traurigen Gestus’ ist die vierte Sinfonie von allen die beliebteste.
Jonathan Berman und das BBC National Orchestra of Wales interpretieren diese Werke mit emotionaler Hingabe, packend und mit natürlichem Pathos in den bewegten Ecksätzen und mit feinem Klangsinn und lyrischer Empfindung in den langsamen Sätzen.

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