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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Giacomo Perti

„Grands motets“

Basler Madrigalisten, Musica Fiorita, Daniela Dolci

Panclassics/Note 1 PC10357
(66 Min., 12/2015)

Der Gattungsbegriff „Motette“ gehört zu jenen Bezeichnungen von Musikstücken, die ebenso gebräuchlich wie unspezifisch sind: Eine Motette von Guillaume de Machaut ist in jeder Hinsicht etwas komplett anderes als eine Motette von Anton Bruckner – und auch in den zwischen diesen Komponisten liegenden Jahrhunderten gab es noch eine Menge weiterer unterschiedlicher Typen von Musikstücken, die als „Motette“ bezeichnet wurden. Auf diese begriffliche Unschärfe beziehen sich vermutlich die Anführungszeichen im Titel dieser CD: „Grands motets“ sind mehrsätzige vokal-instrumentale geistliche Kompositionen, wie man sie im Hochbarock an französischen Höfen zu hören erwartete. Offenbar gab es aber auch in Italien zur selben Zeit ähnlich gebaute Stücke, unter anderem eben am Florentiner Hof der Medici, wo Ferdinando III. zu den hervorragenden Förderern der zeitgenössischen musikalischen Kultur gehörte. Für seine Hofmusik komponierte Giacomo Antonio Perti (1661-1756) prächtige mehrsätzige Motetten, von denen hier drei zu hören sind. Es handelt sich um groß angelegte Werke über lateinische Libretti aus freier geistlicher Poesie, die sich aus Chören, Rezitativen und Arien zusammensetzen.
Daniela Dolci und ihre Musica Fiorita stellen gemeinsam mit den Basler Madrigalisten drei dieser Motetten vor. Die Instrumentalbesetzung glänzt mit bekannten Namen; u. a. sind Frithjof Smith und William Dongois als Zinkenisten zu hören, und Jean-Franҫois Madeuf bläst mit Henry Moderlak die barocken Trompeten. Letztere sind vermutlich Exemplare ohne Grifflöcher und somit baulich gesehen barocke Originale, wie sie jedoch nur von sehr wenigen historisierenden Trompetern gespielt werden; dass das Clarinenblasen auf diesen Trompeten noch viel schwieriger ist als auf den gängigen historischen, hört man hier und da wohl, nimmt es mit diesem Hintergrundwissen aber in Kauf. Schwieriger zu verkraften ist dagegen das permanente Zu-tief-Singen einer der beiden Sopranistinnen, die recht häufig als Solistin eingesetzt ist. Davon abgesehen fällt aber die vokale Ebene durchaus niveauvoll aus – besonders da, wo im Ensemble gesungen wird. Unterm Strich freut man sich über das seltenst zu hörende Repertoire.

Michael Wersin, 03.06.2017


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