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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Antoni Caldara, Franz Tunder, Jan Pieterszoon Sweelinck, Matthias Weckmann

Motetti op. 4

United Continuo Ensemble

Carus/Panclassics PC 10362
(59 Min., 5/2016)

Die Gattung „Motette“ hat im Laufe der abendländischen Musikgeschichte bemerkenswerte Wandlungen durchgemacht: Entstanden im Umkreis des sagenumwobenen Notre-Dame-Repertoires um 1200 als heute schwer fassbares Grenzrepertoire zwischen „weltlich“ und „geistlich“, erfuhr sie eine Hochblüte in der Renaissance, wo sie als vokalpolyphones Kunstwerk mit gediegener Satzstruktur zu einer der Hauptgattungen der Kirchenmusik avancierte. Komponisten späterer Epochen haben beim Komponieren von Motetten immer gern auf die Satzstruktur der Renaissance-Motette Bezug genommen, aber sie haben daneben auch eigene Akzente gesetzt. Antonio Caldaras „Motetti op. 4“ sind ein erstklassiges Beispiel für die Barockmotette mit reduzierter Stimmenzahl (hier sind zwei bis drei statt zuvor vier bis fünf Stimmen miteinander unterwegs), dafür aber mit instrumentaler Generalbassstimme, die dem nun lichteren Geflecht der Vokalpartien die nötige harmonische Vollständigkeit und Fülle verleiht. Geblieben ist die imitatorische Satzstruktur, tendenziell gestiegen ist der Grad der Textnähe und -verständlichkeit. Ein wundervolles Opus, aus dem viel zu selten musiziert wird!
Ingeborg Dalheim, Anna Kellnhofer, Franz Vitzthum, Alex Potter, Jan van Elsacker und Florian Götz tun dies in unterschiedlichen Kombinationen auf brillante Art und Weise: Ihre Stimmen mischen sich gut und verfügen jede für sich über die nötige Flexibilität und Biegsamkeit, mit der sich das zwar nicht hochvirtuose, aber in der Linienführung doch bewegte und verschlungene Repertoire souverän bewältigen lässt. Mit ihnen musiziert eine Continuogruppe aus Violone, Theorbe und Orgel in wechselnder Besetzung; die Instrumentalisten sind stets ganz und gar bei den Sängern, unterstützen deren Tun auf makellos gekonnte Weise. Einer der Instrumentalisten, der Organist Johannes Hämmerle, tritt darüber hinaus auch solistisch hervor: Er bereichert das Programm an der historischen Orgel der Schlosskapelle Gottorf – hier war Franz Tunder Organist, bevor er nach Lübeck kam – um einige Orgelwerke von Sweelinck, Tunder und Weckman. Hämmerles kompetente Darbietung, die durchdachte artikulatorische Durchgestaltung der Stücke und die kraftvollen Registrierungen setzen neben den Caldara-Motetten einen zusätzlichen Reiz ganz eigener Art – eine gute Kombination!

Michael Wersin, 24.06.2017


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