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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Am Ende dieses an Höhepunkten so reichen Albums legt Regula Mühlemann noch mal einen oben drauf. Und zwar mit der Arie „Quando voglio“ aus der über 300 Jahre lang vergessenen Oper „Giulio Cesare in Egitto“ des Italieners Antonio Sartorio. Auch dafür schlüpft Mühlemann wieder in die Rolle der machtbewussten Königin Kleopatra. Doch diesmal besingt sie voller Stolz und zu fulminanten Tarantella-Rhythmen ihre unwiderstehlichen Reize. Wobei Mühlemann in dieser Szene immer wieder vom glockenreinen Sopran runter in einen abgedunkelten Sprechgesang wechselt, der ihr etwas von einer Femme Fatale verleiht. Stimmschauspielerisch gehört die junge Schweizerin spätestens seit ihrer gefeierten Mozart-CD mit zu den Besten. Und davon kann man sich auch jetzt wieder überzeugen, bei Mühlemanns Barock-Recital, das sie der berühmten und in der Operngeschichte zuhauf bedachten Pharaonin gewidmet hat. Gleich bei der Eröffnungsarie, die aus Carl Heinrich Grauns Oper „Cesare e Cleopatra“ stammt, brennt die Sopranistin mühelos ein atemberaubendes Feuerwerk an Koloraturen ab. Über sieben Minuten lang dauert das Spektakel. Und sollte bei der Post-Produktion nicht allzu sehr rumgeschnipselt worden sein, muss man Mühlemann in dieser ohne große Pausen daherkommenden Höllenarie als Konditionswunder feiern. Doch sie beherrscht nicht nur die Attacke in ihren mitreißendsten Farben. In dem berühmten düsteren Lamento „Se pietà di me non senti“ aus Händels Beitrag „Giulio Cesare in Egitto“ oder in Johann Adolph Hasses Arie „Quel candido“ (aus: „Marc’ Antonio e Cleopatra“) trumpft sie mit geschmeidigem und noblem Edelschmelz auf. Zur Seite hat sie bei den Ausschnitten auch aus weiteren Opern von Giovanni Legrenzi, Antonio Vivaldi sowie Johann Matthesons „Die unglückselige Cleopatra“ von 1704 mit dem La Folia Barockorchester unter Robin Peter Müller ein mehr als nur versiertes Originalklang-Team. Denn es trumpft ähnlich zupackend und klangsinnlich auf wie Regula Mühlemann. Eine ideale Verbindung für tolle, bisweilen wenig bekannte Barockmusik.

Guido Fischer, 09.09.2017


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