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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Henri Duparc, Gabriel Fauré, Emmanuel Chabrier, Franz Schubert u.a.

Voyages

Mary Bevan, Joseph Middleton

Signum Classics/Note 1 SIGCD509
(79 Min., 11 & 12/2016)

Hört man Mary Bevan den ersten Teil von Schuberts „Nur wer die Sehnsucht kennt“ singen, dann fragt man sich, warum sie die dort angewandte vibratoarme Stimmführung nicht öfters im vorliegenden Liedprogramm nutzt. Tatsächlich wird nämlich überall dort, wo die Dramatik steigt, auch der Vibrato-Ausschlag größer – und dies auf jene für viele Hörer nicht ganz angenehme Weise, die auch mit einer Enge in der Höhe und gelegentlich mit einem unruhigen Flackern der Stimme einhergeht. Nicht das Vibrato scheint für die Sängerin ein bewusst eingesetztes Stilmittel zu sein, sondern die Reduktion desselben an ausgewählten Stellen.
Zu kurz kommt in diesem an sich sehr glücklich zusammengestellten Programm aus Baudelaire- und Goethe-Vertonungen leider auch die Sprache, was gleichfalls mit der stimmlichen Ästhetik zu tun hat: Klang und dessen üppige Produktion bzw. Entfaltung scheinen im Vordergrund zu stehen, nicht aber die Sprache, die doch eigentlich transportiert werden müsste in einer so stark textgenerierten, kammermusikalischen Gattung wie dem Kunstlied.
Man kann das wertneutral betrachten und konstatieren, Vibrato und Klangfixiertheit des Singens seien eben Entwicklungen des (späten?) 19. Jahrhunderts, einer Zeit, aus der ja auch viele der hier präsentierten Lieder französischer Komponisten stammen. Das vom Text ausgehende Singen im Sinne eines „Stile recitativo“ dagegen sei eher eine Sache der Barockzeit. Klar, man kann nicht Romantik als Musikstil wollen und gleichzeitig eine barocke Interpretationsästhetik fordern (was ja im Bereich der Chormusik von Gruppierungen, die aus der historisierenden Barock-Praxis kommen, schon vielfach angeboten wird). Aber dennoch: Etwas mehr deklamatorische Prägnanz, etwas mehr Ruhe und Ebenmäßigkeit im Stimmansatz hätten wir uns für dieses wunderbare Liedprogramm gewünscht – es wäre dem musikalisch-poetischen Erlebnis sehr zugute gekommen.

Michael Wersin, 23.12.2017


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