BIS/Klassik Center Kassel BISSACD2366
(74 Min., 9/2015) SACD
Der Name Hjalmar Borgström war bis vor kurzem noch dieser typische Fall von „Kenne ich nicht“. Auf dem Cover der Solo-Debüt-CD der aufstrebenden norwegischen Geigerin Eldbjørg Hemsing steht er immerhin über dem von Dmitri Schostakowitsch. Was sofort die Vermutung nährt, dass es sich bei dem No-Name um einen skandinavischen Zeitgenossen des Russen handeln könnte – wenn nicht vielleicht gar um einen wahrscheinlich zu unrecht nie so richtig zum Zug gekommenen Neue Musik-Komponisten. Was die Lebenslinien von Borgström und Schostakowitsch angeht, gab es immerhin Berührungspunkte. Als der Norweger 1925 im Alter von gerade 61 Jahren verstarb, war der russische Kollege mit seinen 19 Jahren schon auf dem Karrieresprung. Ein Mann der zu dieser Zeit bereits mächtig an den Grundfesten rüttelnden Moderne war Borgström aber so gar nicht. Zu diesem Schluss bringt einen sein dreisätziges Violinkonzert G-Dur op. 25, das Hemsing zusammen mit dem 1. Violinkonzert von Schostakowitsch aufgenommen hat.
Das 1914 anlässlich der 100-Jahr-Feier der norwegischen Verfassung entstandene Konzert ist pure Hoch- bis Spätromantik, die ihre Wurzeln nicht etwa in der nordischen Volksmusik hat, sondern in der Tradition Mendelssohns, Schumanns und Brahms‘. Der Grund: Borgström hatte ab 1887 während seines Studiums das Musikleben in Leipzig in vollen Zügen genossen. Dementsprechend begegnet man in seinem Violinkonzert vielen alten Bekannten, zahlreichen Einflüssen und geläufigen Trivialitäten. Doch überraschender Weise kommt dabei keine Sekunde Langeweile auf! Nicht nur, weil sich Borgström hier als fantasievoller Handwerker entpuppt, der die musikalisch scheinbar aus der Zeit gefallenen Ingredienzien äußerst reizvoll recycelt. Auch die Geigerin Eldbjørg Hemsing kann mit ihrer geigerischen Souveränität, ihrem anspringenden Temperament und einem wunderbar klaren und schlackenfreien Kantilenenton (2. Satz) diese Repertoire-Rarität in eine lohnenswerte Wieder- bzw. Neuentdeckung verwandeln. Dass Hemsing aber eben auch das gesamte Schostakowitsch-Spektrum von düsterer Bitternis bis grotesk-virtuoser Gelenkigkeit grandios beherrscht, stellt sie anschließend gemeinsam mit den höchst engagierten Wiener Symphonikern unter Beweis.
Guido Fischer, 03.03.2018
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Alexander Skrjabins frühe Werke sind in ihrer Tonsprache noch stark von Chopin und Liszt beeinflusst. Die Préludes op. 13, zeigen deutliche Bezüge zu Chopin, aber auch eine visionäre Originalität, die seine zukünftige Modernität vorwegnimmt. In der berühmten Étude in cis-Moll hört man komplexe Harmonien, während die epische Leidenschaft der Fantasie in h-Moll bereits den kompositorischen Fortschritt andeutet. Die italienische Pianistin Daniela Roma hat in ihrem Heimatland und den […] mehr