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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Peter Tschaikowski

1. Klavierkonzert, Ausschnitte aus „Die Jahreszeiten“, „Nussknacker“-Suite

Olga Scheps, WDR Sinfonieorchester, Carlos Domínguez-Nieto

Sony 88985470102
(71 Min., 5/2017, 8/2017)

Ja, sie macht es doch. Und wie! Im Finalsatz von Peter Tschaikowskis 1. Klavierkonzert geht Olga Scheps das spektakuläre Oktav-Martellato mit einer Power an, mit der sie bis dahin eher gehaushaltet hat. Kraftvoll und zugleich enorm konturiert kommt diese Spannungskurve nun rüber – bevor sich alles im vielleicht herrlichsten Kitsch-Hymnus der Musikgeschichte entlädt. Tausendmal hat man das natürlich schon gehört und nicht selten durchlitten, da gerade hier Solist und Orchester sich bisweilen allzu unerträglich gefühlig in den Armen liegen. Bei Scheps und dem – von Carlos Domínguez-Nieto zum Glück nicht ausschließlich aufs große Pathos eingeschworenen – WDR Sinfonieorchester gibt es zwar auch die nötigen Emotionen. Trotzdem setzen man dann doch eher auf eine kultivierte Gangart, bei der die Musiker selbst im der Tutti-Schlussspurt bravourös Haltung bewahren. Dass die gebürtige und schon lange in Köln lebende Russin Olga Scheps sich irgendwann auch auf CD auf dieses konzertante Schlachtschiff einlassen würde, hatte sich in den letzten Jahren immer wieder live angedeutet. Dass sie aber dieses Klavierkonzert so ziemlich von allen Interpretations-Klischees gereinigt hat, denen man im Laufe der gefühlten Abertausenden Aufnahmen immer wieder begegnen musste, ist schon eine Überraschung. Scheps Brillanz reißt mit, ohne plump zu überwältigen. Magische Intimität stellt sich sogleich im langsamen Satz ein, wenn Scheps auf den Solo-Flöten-Gesang antwortet. Und bei ihr besitzt „Leidenschaft“ viel mehr Nuancen als nur das üblich Tränendrüsige. Diese Neuaufnahme zeigt wieder, was für eine kluge und sogleich zupackende Musikerin Scheps ist. Diese Klasse kann sie zum Glück dann auch noch ganz allein bestätigen, im zweiten Tschaikowski-Teil mit dem „Oktober“ und „November“ aus dem Zyklus „Die Jahreszeiten“ sowie in der von Mikhail Pletnev für Klavier solo eingerichteten „Nussknacker“-Suite“.

Reinhard Lemelle, 31.03.2018


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