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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Cole Porter

Songs

Magdalena Kožená, Ondřej Havelka & His Melody Makers

Supraphon/Note 1 BRF001
(54 Min., 6/2017)

Viele klassische Musiker fühlen sich durch das Jazz-Idiom angezogen, und einige wagten sich tatsächlich vor in dieses scheinbar benachbarte, aber stilistisch dann doch so fundamental andere Genre: Unter den Sängern sind dies etwa Thomas Quasthoff oder auch Sylvia McNair – letztere hat an ihren beiden Song-Rezitals mit André Previn am Klavier (der einzige Musiker des 20. Jahrhunderts übrigens, der in beiden Welten gleichermaßen vollkommen zuhause ist) selbst so viel Gefallen gefunden, dass sie den klassischen Gesang danach ganz aufgab.
Nun also auch Magdalena Kožená. Ich muss zugeben: Ich war misstrauisch. Das Resultat solcher Grenzgänge ist meistens ein entzücktes Klassik-Fan-Publikum („ist es nicht zauberhaft, wie sie das macht!?“), das die Stimmen genervter Jazzer („zu süßlich, zu viel Vibrato, keine Ahnung von Phrasierung …“ etc.) geflissentlich überhört. Freilich höre auch ich aus klassischer Perspektive, wenngleich mit einiger Jazz-Hörerfahrung. Aber das Ergebnis war doch, alles in allem, eine positive Überraschung: Freilich wird Magdalena Kožená niemals eine Jazz-Sängerin, dafür ist ihr Timbre auf dieser CD immer noch zu klassisch. Aber das will sie ja auch gar nicht. Gleichzeitig jedoch ist es aus ihrer sängerischen Perspektive nachvollziehbar, dass sie Cole Porters Songs seit ihrem Studium liebt (wie sie im Beiheft schreibt) und nun die Gelegenheit ergriffen hat, sie tatsächlich öffentlich zu singen: Was auf dieser CD zu hören ist, wirkt in stimmtechnischer Hinsicht fast wie ein Befreiungsschlag. Endlich einmal geht die Mezzosopranistin wirklich locker mit ihrem Brustregister um, welches man besonders in den frühen Jahren, als sie zwischen Sopran- und Mezzo-Lage schwankte, so gern einmal so direkt gehört hätte wie auf diesem Album. Gleichzeitig findet sie mit Cole Porter zu einer Direktheit und Unmittelbarkeit des Ausdrucks zurück, wie man sie an ihren allerersten CDs (z. B. dem tschechischen Lied-Rezital aus dem Jahr 2000) so geschätzt hat (und etwa jüngst beim Live-Mitschnitt von „Pelléas et Mélisande“ vermissen musste).
Fazit: Magdalena Kožená wird – anders als Sylvia McNair – sicher eine klassische Sängerin bleiben. Und die Jazzer werden auf dieser CD sicher eine durch und durch klassisch agierende Sängerin hören, die auf fremdem Terrain wildert. Aber für ihre eigene Stimmentwicklung sollte sie so viel wie möglich Nutzen aus diesem Experiment ziehen; es werden hier Facetten ihrer Stimme hörbar, die ihren klassischen Gesang entscheidend bereichern könnten.

Michael Wersin, 28.04.2018


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