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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Absence

Kristjan Randalu

ECM/Universal 6722679
(48 Min., 7/2017)

Spielt die Ironie des Zufalls mit? Oder steckt augenzwinkernder Humor dahinter, dass der Pianist Kristjan Randalu ausgerechnet jenes Album „Absence“ nennt, das ihm zu größerer Präsenz bei Veranstaltern und Hörern verhelfen wird? Jahrelang blieb der 1978 geborene Este, der seit 1988 in Deutschland lebt, seiner musikalischen Leitlinie treu und brachte die Traditionslinien von romantischer und impressionistischer Kammermusik mit dem Jazz zusammen. Nun ist ihm nach vielen exzellenten Alben auf kleinen Labels mit seinem ECM-Debüt als Bandleader der große Wurf gelungen: Das Album „Absence“ ist eine vom ersten bis zum letzten Ton aufwühlende – und stimmige – Trioproduktion mit dem Gitarristen Ben Monder und dem Schlagzeuger Markku Ounaskari.
Das Trio vereint die Freiheit und Disziplin von Improvisationen und minutiös festgelegten Passagen. Langsame, leise Flügelklänge leiten den Opener „Forecast“ ein. Dichte Wellenbewegungen lösen sie ab, die Gitarre greift die Ausgangsthematik auf, das Schlagzeug mischt mit nervösem Puls mit. Nach etwas mehr als drei Minuten wandelt sich die Grundhaltung in mehrere durchsichtigere, zum Teil aus Klangtupfern gefügte Teile, die schließlich in einer Variation der Wellenpassage mündet: ein Beispiel für das Formbewusstsein des Trios.
Spontaneität und Strenge prägen auch die folgenden acht Stücke – sei es die Begegnung von Klangtupfern, prickelndem Gitarrenzucken und flinken Klavierbewegungen in „Lumi I“ und „Lumi II“ oder die Entwicklung von flächigen Elektrogitarrensounds zu einem weicheren, vom Flügel bestimmten Abschnitt in „Sisu“ und „Escapism“ und „Adaption I“. Dazu die von einem kräftigen Groove geprägte Wohlfühlnummer „Adaption II“, die in Klänge übersetzte Himmelsbeobachtung „Partly Clouded“ und das besinnliche Finale „Absence“: allesamt kammermusikalische Pretiosen. Ihre Intensität macht das Album zu einem der intensivsten und dichtesten der letzten Monate. Es wäre ein Wunder, wenn „Absence“ nicht zu einer größeren Präsenz des Pianisten auf den Festival- und Konzertbühnen führen würde.

Werner Stiefele, 05.05.2018


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