David Foster Wallace, Freddie Mercury, Lemmy Kilmister, David Bowie, Kurt Cobain: Es ist eine ganze Reihe verstorbener stilbildender Künstler, bei denen sich Saxofonist Emiliano Vernizzi, Pianist Alessandro Sgobbio und Schlagzeuger Nick Wight im Booklet von „Legacy“ bedanken.
Dabei hätte das Trio aber durchaus auch quicklebendigen Musikern die Ehre erweisen können. Schließlich klingen seine zwischen komplexen, sich wiederholenden Pattern und roher Spielfreude vermittelnden Stücke ein wenig so, als habe man den Schweizer Nik Bärtsch mit den US-Amerikanern von The Bad Plus gekreuzt und in einen Teilchenbeschleuniger geworfen.
Und in der Tat handelt es sich bei dem Dreierbund ja auch um ein ungewöhnliches transatlantisches Bündnis. Pianist Sgobbio und Tenorsaxofonist Vernizzi hatten schon lange als Duo gearbeitet, als die beiden in ihrem Heimatland mehrfach preisgekrönten Italiener 2014 den New Yorker Schlagzeuger Nick Wight mit ins vorzugsweise in krummen Metren schlingernde Boot nahmen.
Diese besondere Konstellation mag auch die Eigenheit ihrer Musik erklären: Auf der einen Seite ist da eine intime Vertrautheit zwischen Harmonie- und Melodieinstrument zu hören; man merkt, dass die Italiener daran gewohnt sind, sich starke rhythmische Strukturen selbst zu schaffen. Auf der anderen Seite gibt das dem hinzugekommenen Drummer die Möglichkeit, nicht bloß als Beatknecht zu fungieren, sondern die wie von einem Steve Reich auf zu viel Lambrusco erzeugten Krummtakt-Gebilde virtuos zu umspielen oder im Falle des Abschlussstücks „Major's 10“ bloß mit düsterem Gerumpel zu grundieren.
Auch wenn Periscopes +1 mit E-Piano, dezentem Effekt-Einsatz und Stimmenschnipseln (im Titelstück wird über das Wesen der Kunst und Musik geraunt) soundtechnisch an die Gegenwart andocken, so bleiben ihre kraftvoll-verspielten Kompositionen doch sperrig wie ein Roman von Foster Wallace. Kein unendlicher, sondern ein intellektueller Spaß.
Josef Engels, 12.05.2018
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