Der österreichische Komponist und Dirigent Siegmund von Hausegger (1872 - 1948) war ab der Wende zum 20. Jahrhundert vor allem in Deutschland tätig und erreichte einen Gipfelpunkt seiner Karriere im Jahre 1920 mit der Übernahme des Chefpostens bei den Münchner Philharmonikern sowie gleichzeitig der Präsidentschaft der Münchner „Akademie der Tonkunst“. Ähnlich wie sein guter Bekannter Richard Strauss vollführte er während der Nazizeit zunächst einen Drahtseilakt: National gesinnt, aber dennoch ohne Parteibuch des NSDAP war er durchaus auch gravierenden Anfeindungen der Machthaber ausgesetzt und trat schließlich schon 1938 von seinen öffentlichen Ämtern zurück.
Als Komponist war er der Stilistik Wagners und der neudeutschen Schule verpflichtet. Entsprechend reichhaltig ist die durchweg tonale Harmonik auch seiner Klavierlieder nach Texten von Dichtern wie Otto Julius Bierbaum oder Conrad Ferdinand Meyer, die auf der vorliegenden CD in ansprechender Auswahl repräsentiert sind. Roman Trekel und sein Begleiter Cord Garben widmen sich diesem interessanten Repertoire mit großer Erfahrung und Routine. Trekel vermag mit seinem kraftvoll-kernigen, aber auch zu sanften bis kopfigen Tönen fähigen Bariton das Ausdrucksspektrum der Lieder durchaus in voller Breite auszuloten. Die eigenwillige Färbung besonders der A-Vokale und eine manchmal nicht ganz anstrengungsfreie Attacke der hohen Lage sind dabei wiederkehrende Stereotype, die einer vollkommen individuellen Gestaltung der Stücke gelegentlich etwas im Wege stehen.
Michael Wersin, 08.09.2018
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