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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Jacques-Martin Hotteterre

Complete Chamber Music Vol. 3

Camerata Köln

cpo/jpc 5550382
(61 Min., 1/2013, 4/2012 & 3/2015) 2 CDs

Jacques-Martin Hotteterre (1674-1763), Flötist am Hofe Ludwigs XIV. und seines Thronfolgers, ist wohl vor allem in Flötistenkreisen mehr als nur namentlich bekannt. Es ist das Verdienst des häufig in den abgelegeneren Bereichen des Klassik-Repertoires enzyklopädisch engagierten Labels cpo, diesen Komponisten mit einer Gesamtaufnahme seiner Werke zu ehren. Es ist aber vor allem auch eine bemerkenswerte Leistung der Camerata Köln, die sich mit großem Sachverstand und überzeugender interpretatorischer Kreativität dieser Musik widmet; der Flötist Karl Kaiser, selbst in dieser Einspielung zu hören, lieferte außerdem den kompetenten Beihefttext.
Die auf den beiden CDs dargebotenen Suiten, Sonaten und Préludes repräsentieren keineswegs nur die barocke „Standardbesetzung“ (ein bis zwei Diskantinstrumente plus Continuo), die man vielleicht erwarten mag; eine Triosonate findet sich überhaupt nicht unter den Werken, dafür jedoch eine Menge Musik für ein oder zwei Flöten ohne Begleitung. Beinahe puristisch muten beim ersten Höreindruck etwa die insgesamt elf Sätze aus „L’Art de préluder“ an, die Michael Schneider auf der Blockflöte spielt; mit der Zeit öffnet sich dem Hörer jedoch das ganze Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten, das die kunstvoll ausziselierte einstimmige Melodik in sich birgt. Schneider erweckt die Musik mit stupendem artikulatorischem Feinsinn und unter Verwendung einer differenzierten Palette unterschiedlichster Anblastechniken bis hin zu Bebungen und intonatorischen Schwebungseffekten zum Leben. Hat man sich in diese lebendige Einstimmigkeit hineingehört, erlebt man die unbegleitete Zweistimmigkeit zweier Flöten (etwa in der zweiten Suite aus op. 6) als eine ganz andere Ausdruckswelt: Harmonik, die man in der Einstimmigkeit zwar unweigerlich imaginiert, aber eben nicht wirklich hört, spielt hier nun plötzlich eine stärkere Rolle, auch wenn noch keine wirklichen Akkordfolgen das melodische Geschehen gliedern … Kommen diese dann in den Continuo-begleiteten Flötensonaten tatsächlich hinzu, wirken sie für das nun mit der Geringstimmigkeit vertraute Ohr schon fast allzu plakativ. Eine spannende Reise durch ein unbekanntes Repertoire im Spannungsfeld einfacher Rahmenbedingungen und hoher innerer Komplexität.

Michael Wersin, 29.09.2018


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