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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Hans Zender

Schuberts Winterreise

Julian Prégardien, Deutsche Radio Philharmonie, Robert Reimer

Alpha/Note 1 ALP425
(84 Min., 1/2016)

Benjamin Britten hat sich die „Forelle“ vorgenommen und Anton Webern „Du bist die Ruh“. Aber auch Jacques Offenbach orchestrierte so manches Schubert-Lied und behandelte dabei mit seiner ganz eigenen Klanghandschrift die Vorlage bei aller Notentreue eben auch nachschöpferisch. Für das Genre der kreativen Schubert-Auseinandersetzung sollte aber 1993 ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen werden – anhand einer „komponierten Interpretation“. So bezeichnete Hans Zender seine Version des wohl ultimativen Zyklus‘ der Liedgeschichte, von Schuberts „Winterreise“. Zender hatte die 24 Lieder dabei eben nicht einfach nur für Tenor und Kammerorchester eingerichtet, sondern über die Instrumentation auch ganz neue Klangräume für all das Seelen-Weh und -Ach, das Sehnen und Hoffen des einsamen Wanderers gefunden. Schon das Eröffnungslied „Gute Nacht“, das in der Neuaufnahme von Tenor Julian Prégardien mehr als neun Minuten – und damit rund drei Minuten länger als etwa die „klassische“ Aufnahme von Thomas Quasthoff – dauert, besitzt nun geradezu eine expressionistische Intensität. Zunächst machen sich die Streicher noch lautmalerisch auf die Spuren des durch den Schnee stampfenden und schlurfenden Wanderers. Das schon fast ausgedörrt anmutende Klangbild mit seinen Flötentupfern und schauerlichen Pizzicati baut sodann eine Szene auf, in der statt Tenor Julian Prégardien auch Schönbergs Pierrot um die Ecke kommen könnte. Wenngleich er längst aus dem Schatten seines Vaters Christoph getreten ist, so verbindet sie manche musikalische Vorliebe. Der Schubert-Kosmos gehört dazu. Bereits 1999 hatte Christoph Prégardien Zenders „Winterreise“ mit dem Klangforum Wien aufgenommen, nun also folgt ihm der Sohnemann zusammen mit der Deutschen Radio Philharmonie unter der Leitung von Robert Reimer. Julian Prégardien verfügt dabei sängerisch und sänger-darstellerisch über genau jenes Rüstzeug, um die scheinbar so gegensätzlichen Klangwelten des frühen 19. Jahrhunderts mit der originalen Liedstimme Schuberts und der gemäßigten Moderne in eine faszinierende Balance zu bringen.

Guido Fischer, 29.09.2018


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