ORF Edition Alte Musik/Liebermann ORF CD 316
(106 Min., 08/2002) 1 CD
Als Carl Philipp Emanuel Bach 1767 in der Nachfolge seines Paten Georg Philipp Telemann das Amt des Musikdirektors in Hamburg übernahm, war die Matthäuspassion seines Vaters schon fast vierzig Jahre alt. Trotzdem ist in vielen Teilen seiner 1769 entstandenen eigenen Vertonung der Passionsgeschichte nach Matthäus das große Vorbild noch präsent: in den Chorälen vor allem, in den stark am Textausdruck entlang komponierten Evangelistenpartien, immer wieder aber auch in den Volkschören, die der Sohn zum größten Teil einfach dem Werk seines Vaters entnahm. Eigenart entwickelt Carl Philipp Emanuels Matthäuspassion erst in jenen Arien, an denen sich des Komponisten Neigung zu Verinnerlichung einerseits und zu Dramatisierung andererseits entzünden konnte. Leider gelingt es der Ersteinspielung des Werkes, das mit zu den in Kiew wieder entdeckten Schätzen der Berliner Singakademie zählt, nur selten, diese Qualitäten wirklich plastisch herauszuarbeiten.
Zwar vertieft Ton Koopman in den Chorälen eindrucksvoll die (Glaubens-)Inhalte von Text und Musik, doch wirken die Spitzen seiner Interpretation ansonsten ungewöhnlich eingeschliffen. Sowohl die Turbachöre als auch die Intimität der Empfindung in den Arien muten flach an - als habe sie Koopman, der sonst doch Schärfen nicht scheut, ohne den letzten Nachdruck und den letzten Mut zu gestalterischen und emotionalen Risiken gestaltet.
Daran freilich ist nicht nur der Dirigent selbst Schuld, sondern ebenso der Chor, dessen hohe Stimmen oft unscharf wirken. Auch dem Orchester mangelt es oft an artikulatorischer Schärfe und an der Lust an dynamischen Kontrasten. Und unter den Solisten überzeugt vollends nur der sehr präsente und eigenwillige Klaus Mertens in der Partie des Jesus, die C. Ph. E. Bach ebenso wie die Berliner Dichterin Anna Luise Karsch, deren Texte er in den Arien vertonte, sehr menschenähnlich fasste.
Susanne Benda, 01.12.1999
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