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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms

Walzer op. 39, Ungarische Tänze

Hélène Mercier, Cyprien Katsaris

Warner 9029563666
(70 Min., 5/2016)

Da ist er ja wieder, möchte man überrascht ausrufen: Cyprien Katsaris, der seit den späten 70er Jahren mit virtuosen Darbietungen eines oft speziellen Repertoires elektrisierte, das u. a. auch Franz Liszts Klavierversionen von Ludwig van Beethovens Sinfonien sowie eigene Improvisationen beinhaltete, hat sich durch sein offenes Bekenntnis zur Scientology-Kirche für eine ganze Weile in eine Nische manövriert. Aufnahmen veröffentlichte er seither auf einem eigenen Label. Auch das Ergebnis seiner ersten Zusammenarbeit mit der von ihm sehr geschätzten Kanadierin Hélène Mercier (im Zentrum stand die Klavierversion des Schumann-Klavierquintetts) erschien noch bei ebendiesem Eigenlabel. Nun finden wir ihn unversehens bei Warner wieder (sein einstmaliges Label war Teldec), erneut Seite an Seite mit Mercier.
An der Wiedergabe der Walzer op. 39 und der Ungarischen Tänze von Johannes Brahms erfreut zunächst einmal das wahrhaft opulent-sinfonische Klangbild, das freilich zum Teil auch das Werk eines hervorragenden Tonmeisters ist. Sodann überzeugt eine stets ganz ins Detail gehende, in diesem Sinne häufig geradezu aufrüttelnde Darbietung: Es ist unverkennbar, dass Brahms’ Klaviersatz minutiös nach seinen motivischen und rhythmischen Spezifika durchforstet und entsprechend umtriebig aufbereitet wurde. So offenbart sich das, was Brahms für echt ungarisch hielt, tatsächlich mit all seiner Wucht und fröhlichen Widerborstigkeit. Charmant und agogisch wünschenswert flexibel präsentiert das Duo die Walzer. Angeordnet sind die Werke übrigens auf eigenwillige Weise: Die beiden Opera erklingen nicht nacheinander, sondern in ineinander verschränkten Kleingruppen. Bei den Walzern spielt Hélène Mercier den Primopart, bei den Tänzen ist es umgekehrt. Zweifellos also ein raffiniert konstruiertes und gut durchgestaltetes Programm von gehobenem Unterhaltungswert – allerdings nicht ganz ohne das Risiko einer akuten Walzer- oder Verbunkos-Überdosis zu genießen.

Michael Wersin, 24.11.2018


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