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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Running Man

Cowboys from Hell

Double Moon/in-akustik 05712509
(59 Min.)

Nicht nur der Bandname des Schweizer Trios „Cowboys from Hell“ erinnert an ein trashiges B-Movie, sondern auch der Titel seines dritten Albums: Der medienkritische Science-Fiction-Reißer „Running Man“ mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle zeigte, wie man sich 1987 das Jahr 2017 vorstellte.
Ob man es sich damals ausmalen konnte, dass ein gutes altes Jazzsaxofon so klingen kann wie eine außerirdische Furie mit Schluckauf oder ein harmloser E-Bass wie eine Atombombenexplosion auf dem Mars, ist fraglich. Sicher ist hingegen, dass Saxofonist Christoph Irniger und Bassist Marco Blöchlinger genau das mit ihren Instrumenten anstellen. Bei den drei Schweizer Cowboys aus der Hölle spielt nur Chrigel Bosshard sein Schlagzeug so naturbelassen, wie es eine analoge Gottheit vielleicht mal gewollt hat.
Soundmanipulationen sind Trumpf bei den Zürichern. Da hört sich das Tenorsax in „Brechstang“ etwa so an, als habe sich ein kleines fieses Männchen im Schallbecher versteckt, das geheime Botschaften murmelt. In der Halbballade „I’ll Be Fine“ hat es ein irisierendes Leuchten am Ende jeden Tones, als würde es einen Kometenschweif hinter sich herziehen.
Noch unberechenbarer wirkt das, was aus Blöchlingers Bass dringt: Da ist nicht nur Technoblubbern oder verzerrte Rockbissigkeit, wie man sie von Helmut Hattler oder Tim Lefebvre kennt, sondern auch viel augenzwinkernde elektronische Poesie herauszuhören. Bei „First Song“ fühlt man sich an Jean-Michel Jarre erinnert, bei „Urbi et Orbit“ muss man an einen feinfühligen Trance-DJ denken, der waberndes Licht an- und ausknipst.
So fein die Effekte abgeschmeckt sind, so brachial werden sie von den Schweizern gerne serviert. In jedem Stück geht es mindestens einmal heftig rockig zur Sache. Einzige Ausnahme: Die gleichzeitig schwerelose und subtil bedrohliche Version des Chris-Isaak-Hits „Wicked Game“, bei der man im All verlorengegangene Astronauten tief schnaufen und miteinander reden zu hören vermeint. Auch diese Nummer hat einen cineastischen Hintergrund: Sie befand sich im Soundtrack von David Lynchs „Wild At Heart“. Man darf davon ausgehen, dass Lynch seine Freude an den Schweizer Cowboys hätte.

Josef Engels, 12.01.2019


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