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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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A Day At United

Mocky

Heavy Sheet/Indigo 05169532
(31 Min., 1/2018)

Der exzentrische kanadische Schlagzeuger, Komponist und Produzent Mocky hat ein Faible für legendäre Aufnahmeorte. Spielte er 2009 sein Kleinod „Saskamodie“ in den Pariser Ferber-Studios ein, so mietete er sich im Januar 2018 in nicht minder geschichtsträchtigen Hallen ein. Die United Recording Studios in Los Angeles etablierten sich ab 1957 mit der finanziellen Unterstützung von Bing Crosby und Frank Sinatra als Ort für Freigeister und beherbergten unter anderem Ray Charles, die Beach Boys oder Elvis.
Anstatt die Möglichkeiten der Institution voll auszuschöpfen, entschied sich Mocky für das Gegenteil – die bewusste Beschränkung. „A Day At United“ wurde, wie der Name schon sagt, an einem Tag aufgenommen, ohne vorherige Proben, ohne zweite Takes. Letztendlich spielte der erklärte Fan von Miles Davis' „Kind Of Blue“ mit seinem Westentaschenorchester die Musik so ein, wie man es in den guten alten Tagen machte.
Deshalb, und auch wegen der akustischen Instrumentierung, die ganz dezent mit kleinen Keyboardzusätzen dekoriert wird, atmet das Album den Geist des Jazz. Ohne freilich Jazz im engeren Sinne zu sein. Soli gibt es keine. Und die meisten Freiheiten in der Ausgestaltung der Melodien haben nicht die Saxofone und Flöten von Randal Fisher und Joey Dosik. Es ist vielmehr Miguel Atwood-Fergusons Bratsche, die sich hier und da etwas herausnehmen darf.
Überhaupt ist es eine charmante Idee, Sax und Viola die Themen spielen zu lassen. Diese Kombination hat eine filmorchestrale 50er-Jahre-Patina, die sich mit Congas, Rhodes und Kontrabass über eine zarte Hippie-Morgendämmerung legt. Eine zeitenrückte Retroseligkeit dominiert „A Day At United“. Da gibt es mit „The Come Up“ einen funkigen Easy-Listening-Schlager zum Mitsummen, mit „The Great Computer In The Sky“ und „The Loneliest Monk“ räucherkerzenschwangere Ausflüge nach Indien und China und mit „Lulu's Lullaby“ ein trautes Schlaflied mit raunendem Bass, schluchzenden Streichern und leise wimmerndem Moog (das Babyglucksen im Hintergrund hätte man sich vielleicht sparen können).
Bei aller an sich zutiefst sympathischen Bescheidenheit: Mockys an einem Tag zubereitetes Hors d'œuvre kitzelt zweifelsohne Gaumen und Hörnerven, macht aber nicht wirklich satt.

Josef Engels, 19.01.2019


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