Naïve/Indigo 05169252
(68 Min., 11/2017)
Vivaldi und kein Ende: Der sechste Teil der Violinkonzerte präsentiert nun eine ursprünglich mit Böhmen bzw. Prag in Verbindung gebrachte Werkgruppe, die gemäß neuerer Forschungen und Fabio Biondis stilistischen Analysen aber wohl doch weder eine zusammenhängende Werkgruppe noch ein 1730/31 als Ganzes entstandener Korpus von Werken ist.
Wie auch immer: Für die reine Wirkung der Musik sind diese Umstände zunächst von untergeordneter Bedeutung. Was auf dieser Ebene zählt, ist vor allem der Violin-Solopart der Concerti, der von Fabio Biondi virtuos und in barockem Sinn sehr Rhetorik-nahe, dabei aber recht metallisch und hart und auch nicht immer ganz intonationsrein dargeboten wird. Es ist auf der Höhe einer Ausdrucksintensität, wie Biondi sie für seinen Vivaldi anstrebt, ein Ritt auf Messers Schneide. Jenseits aller muffigen „Festliches-Barock“-Behaglichkeit und künstlich veredelten „Sektkellerei-Irgendwas“-Werbefilmchenromantik offenbaren diese Werke – wenngleich sie ohne jeden Zweifel viel mehr Massenware sind als Bachs Concerti – eine Menge von dem unbändigen künstlerischen und instrumententechnischen Aussagewillen, der Vivaldi getrieben haben mag. Insofern ein mitreißendes Erlebnis, allerdings ohne simplen Wohlfühlfaktor. Wenn eine Gesamtaufnahme aller Vivaldi-Werke, dann so.
Michael Wersin, 19.01.2019
Diese CD können Sie kaufen bei:
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Mozart war neun Jahre alt, da komponierte Georg Christoph Wagenseil seine Sammlung von sechs Konzerten für Orgel oder Cembalo, zwei Violinen und Basso continuo. Mit einem Bein stand er im Barock (als Lieblingsschüler von Johann Joseph Fux) und dem anderen in der Wiener Klassik (als Lehrer von Königin Marie Antoinette und Johann Baptist Schenk, der wiederum Ludwig van Beethoven unterrichtete). Heute kennt ihn so gut wie niemand mehr, dabei prägten seine Werke die klassische Tonsprache ganz […] mehr »