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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Robert Schumann

Die Sinfonien

Dresdner Staatskapelle, Christian Thielemann

Sony 19075943412
(147 Min., 10/2018) 2 CDs

Mit seinem 60. Geburtstag am 1. April dürfte Christian Thielemann seine Zeit als juveniler Pultstürmer endgültig hinter sich gelassen haben. Aber gehen jetzt die altmeisterlich verinnerlichten Dirigierjahre los? Entspanntheit, Versenkung, letzte Weisheiten? Als Operninterpret ist der Deutsche mit dem sehr kleinen Repertoire (das hier und da PR-wirksam und meist einmalig den einen oder anderen Italiener antippend scheinerweitert wird) sicherlich auf einem solchen Level angekommen. Aber als Dirigent von sinfonischer Musik? Sein altes Stammlabel Deutsche Grammophon hat zum Jubeltag lediglich seine bisherigen Aufnahmen als Box neu verpackt. Dazu hat DG-Präsident Clemens Trautmann ein Vorwort geharft für einen in der Edition Lois Lammerhuber erschienenen, wie dort üblich kiloschweren Bildband, der den anderen „CT“ beim Dirigieren zeigt. Wer’s braucht ... Profil Medien lässt in seiner Staatskapellen-Edition den interessanten Mitschnitt des Verdi-Requiems folgen, bei C Major kommt die Salzburger „Tosca“ als DVD und Blu-ray heraus.
Ja, und Sony, die früher einige CDs mit der Dresdner Staatskapelle unter Fabio Luisi vorgelegt hat, entdeckt Thielemann aus diesem Anlass ebenfalls. Die ersten Silberscheiben-Früchte einer sich anbahnenden längeren Zusammenarbeit: die vier Schumann-Sinfonien, mitgeschnitten im letzten Oktober in der Suntory Hall in Japan. So ist das bekannte, aber nicht wirklich beliebte Quartett in jedem Fall deutlich kohärenter und mehr aus einem Guss zu erleben als in seiner Erstaufnahme mit dem Londoner Philharmonia Orchestra aus den späten Neunzigern (in der DG-Box enthalten). Doch irgendwelche neuen Deutungswelten tun sich da nicht auf. Im Gegensatz zur spritzig-agilen, hell gestimmten Aufnahme unter Yannick Nézet-Séguin mit dem Chamber Orchestra of Europe kommen die Sachsen in den Tempi doch einigermaßen bräsig daher. Der Klang ist eher dunkel, ohne wirklich von innen her zu glühen. Es ist ein ordentlich absolvierter Parcours, ohne Höhen und Tiefen, ohne Überraschungen und Fragezeichen. Hochmögend feine Orchesterroutine auf gutem Tourneelevel. Aber eigentlich erwartet man von Christian Thielemann mehr.

Matthias Siehler, 06.04.2019


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Kommentare

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gemihaus
Ich kann ihrem Rezensenten Matthias Siehler nur zustimmen: wer Schumanns Sinfonien a-jour von Gardiner, Järvi oder zuvor von Harnoncourt kennt und gar noch von den oldies wie Sawallisch oder Karajan, kann diesen Dresdner-Thielemann-Schumann nur als sehr arg dated bzw musikalisch reaktionär beurteilen.


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