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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Farangi – du baroque à l´orient

Claire Antonini, Renaud García-Fons

e-Motive/Galileo EMO191
(64 Min., 2018)

In Jazzkreisen hat Renaud García-Fons einen exzellenten Ruf als virtuoser Kontrabassist, der sämtliche Grenzen überschreitet und seine eigene Musik macht, die in keine der gängigen Schubladen passt. Klassische Musik und die Improvisationslust des Jazz prägen ihn ebenso wie die Liebe zur Musik des Mittelmeerraums und zum Flamenco. So ist es auch diesmal: García-Fons spürt einerseits dem europäischen Barock nach, und andererseits der orientalischen Musiktradition.
Entsprechende Vorlieben prägen auch Claire Antonini. Die Lautenvirtuosin widmet sich seit Jahrzehnten der Musik des Orients, des Barock und der vorbarocken Zeit. Mit García-Fons hat sie bereits bei dessen Alben „Oriental Bass“, „Navigatore“, „Mediterranées“ und „Entremundo“ zusammengearbeitet. Diesmal steht sie in den ersten Stücken der Disc mit der Theorbe – einer Laute mit einem doppelten Wirbelkasten und 13 Saiten – sowie einer ebenfalls 13-saitigen Barocklaute und einer Sopranlaute im Mittelpunkt, während García-Fons die Rolle eines – sehr aktiven – Begleiters zukommt. Dabei nutzt er die Möglichkeiten der Studiotechnik aus und legt mehrere Spuren mit gezupftem, geschlagenem und gestrichenem Bass übereinander. Da auch sie gelegentlich mehrere Lautenaufnahmen übereinander legt, scheint stellenweise ein Trio, Quartett oder eine noch größere Besetzung zu musizieren.
Die neunzehn Stücke setzen sich über die üblichen Einteilungen in Epochen, Regionen und Stilen hinweg. García-Fons, der sie komponiert und arrangiert hat, schafft hier – wie auch auf seinen übrigen Platten – eine imaginäre Folklore, die nirgendwo präzis zu verorten ist und doch wirkt, als sei sie von Volksmusik inspiriert. Als gehörten sie schon immer zusammen, vereinen sich arabische Rhythmen und mittelalterlicher Lautenklang, kleine Improvisationen und ausgearbeitete Arrangements, folkloristische Elemente und barocke Strenge. Selbst Krimiatmosphäre kommt hin und wieder auf.
Wenn García-Fons die Saiten seines Kontrabasses streicht, erinnert deren Klang und Melodieführung oft an orientalische Blasinstrumente oder Flöten, manchmal aber auch an einen europäisch-klassischen Kontrabass. Hierfür ist nicht nur der dezente, aber sehr effektive Einsatz von Elektronik verantwortlich, sondern auch die sensationelle Spieltechnik von García-Fons, der den Bläserduktus auf sein Streichinstrument übernehmen kann. Je länger die Disc läuft, desto stärker fällt die Vielseitigkeit seiner Ausdrucksformen ins Gewicht, während Claire Antoninis Lauten und Theorbe bei weitem nicht so facettenreich klingen. Insofern verschiebt sich die Binnenstruktur immer stärker zu Gunsten von Renaud García-Fons. Für die Farbenpracht der Stücke ist dies kein Nachteil. Daran dürften auch weltmusikalisch interessierte Jazzfreunde ihre Freude haben.

Werner Stiefele, 27.04.2019


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