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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Antidote

Chick Corea, The Spanish Heart Band

Concord/Universal 7210335
(75 Min.)

Nein, keine Bange, Chick Corea wärmt hier nicht sein Album „My Spanish Heart“ aus dem Jahr 1976 auf. Seine neue „Spanish Heart Band“ präsentiert zwar zwei Titel von damals sowie Umarbeitungen von weiteren älteren Werken, doch diese sind in neue Arrangements aus dem weiten Latin-Feld gebettet. Sie sind mit jenen von damals kaum verwandt, haben wohl aber ihre eigene Klasse. Den Unterschied zeigt schon die Besetzung: In dem neuen Opus setzt er mit dem Flötisten und Saxofonisten Jorge Pardo, dem Posaunisten Steve Davis und dem Trompeter Michael Rodriguez drei Bläser weitaus häufiger ein als auf dem Klassiker von 1976. Dadurch verleiht er der Musik einen wärmeren, bedächtigeren Charakter.
Besonders deutlich wird dies an den Neufassungen des Titelstücks „My Spanish Heart“ von 1976 sowie dem Ohrwurm „Armando’s Rhumba“: Sie hat er mit seiner neuen Band von schlanken, federnden Stücken in etwas opulenter pulsierende Salsanummern verwandelt. „Duende“, das er auf den Alben „Touchstone“ und „The New Crystal Silence“ jeweils mit Streichern aufgenommen hatte, erlebt nun eine Wiedergeburt mit spanischem Flair und Bläsersoli.
Andererseits erinnert das zwölfminütige, einst von Paco de Lucia komponierte „Zyryab“, das er bereits auf dem Live-Album „Musician“ veröffentlicht hatte, in der Neufassung durch virtuose Gitarrenpassagen von Niño Josele und der sparsamen, federnden Besetzung wesentlich stärker an das Klangbild der Spanish-Heart-Scheibe von 1976. Durch fiepsige Keyboardsounds greift Corea auch im zweiteiligen „The Yellow Nimbus“, das er bereits auf den Alben „Touchstone“, „Solo“ und „Solo – Portraits“ eingesetzt hatte, typische Elemente aus der historischen Scheibe auf, integriert aber ins perkussive, vom Flamenco inspirierte Geschehen auch hier Flöte und Blechbläser.
„Desafinado“, ursprünglich ein Bossa-Nova-Hit von Antōnio Carlos Jobim, setzt er eine selbst komponierte Intro voran, bevor die Sängerin Maria Bianca den portugiesischen Text über einer federnden Bandbegleitung singt. Als weitere Fremdkompositionen arbeitet er den „Pas de deux“ aus Igor Strawinskis „Le baiser de la fée“ („Der Kuss der Fee“) in ein kurzes Duett für Flügel und Elektrobass um. Nahtlos schließt sich daran der neu komponierte afrokubanische Titel „Admiration“ an.
Warum hat Chick Corea dem Album den bedeutungsschwangeren Titel „Antidote“ gegeben? Das „Gegengift“ zu den Krankheiten der Welt, schreibt er im Booklet, seien die Musiker und Künstler. „Wir können Kriege und Grausamkeiten beenden, denn wir bringen die Leute zum Singen und Tanzen, zu ihrem ursprünglichen Zustand, ihrem ursprünglichen Geist.“ Rubén Blades singt die Botschaft zu einem Salsa-Arrangement, das von einer fülligen Einleitung in lichte, heitere und doch bestimmte Bereiche führt und in einem Loblied von Blades auf Corea mündet. Welch schöner Traum!

Werner Stiefele, 13.07.2019


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