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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Moon Doesn’t Drink

Lyder Øvreås Røed

Jazzland/Edel 1079232JZL
(49 Min., 2018 & 2019)

Was unterlässt der Trompeter Lyder Øvreås Røed auf dem Album „The Moon Doesn’t Drink“? Zum einen verzichtet er auf die elektronische Verfremdung seiner Trompeten- und Flügelhorntöne. Er hat sogar jegliche Klangmanipulationsgeräte aus seinem Quintett verbannt und kultiviert den natürlichen Klang. Außerdem integriert er weder Ethno-Beats noch Techno-, HipHop oder Rockmuster in die Stücke. Auch Free-Passagen oder Klangcollagen sind seine Sache nicht. Ganz old fashioned knüpft der Norweger stattdessen an den Klang der europäischen, rein akustischen Jazzquintette an, indem er weniger die Blues- und Swingseite des Jazz herauskehrt, wohl aber die ebenso beseelte wie beschwingte Improvisation hoch hält.
Gerade deshalb lohnt sich das Hinhören. Lyder Øvreås Røed bläst seine Melodien mit weichem Ton, der sich oft wunderbar mit den ähnlich unaufdringlichen der Tenorsaxofonistin Hanna Paulsberg paart. Der Pianist Eyolf Dale, der Kontrabassist Steinar Raknes und der Schlagzeuger Tore Ljøkolsøy unterstützen die beiden mit einfallsreicher Basisarbeit, wobei sie nicht nur den Solisten begleitend folgen, sondern diese auch durch eigene, bestens mit den Soli verknüpfte Akzente lenken.
Auch die Namen und der Kontext der Stücke verraten viel über die Atmosphäre. So spiegelt der Titelsong „The Moon Doesn’t Drink“ mit sanften Variationen eines einnehmenden, sanften Themas die von Einsamkeit und trockenem Humor geprägte Stimmung eines Gedichts des chinesischen Poeten Li Bai aus dem 8. Jahrhundert: „Ich nehme meinen Weinkrug zu den Blumen mit“, schrieb der, „um alleine, ohne Freunde zu trinken. Ich erhebe meinen Becher um den Mond zu locken. Mit ihm und meinem Schatten sind wir schon drei. Aber der Mond trinkt nichts, und mein Schatten folgt leise.“
Ähnlich zurückhaltend strömen auch in „I Don’t Usually Dance“, „Why Are All These People Here?“, „Cool Berry“, „Chrysanthemums and Crocuses“, „Summer“, „Autumn“ die Melodien und Rhythmen ebenmäßig und frei von Hektik aus den Instrumenten. Insofern wirkt Lyder Øvreås Røeds Album wie aus der Zeit gefallen. Oder aber – und dies wäre eine andere, zukunftsweisende Interpretation – es spiegelt durch seine Zurückhaltung, Interaktion und den gleichmäßigen Fluss die Sehnsucht nach Romantik und Geborgenheit. Hierzu passt die Konzentration auf den natürlichen, unverfremdeten Klang.

Werner Stiefele, 28.09.2019


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