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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Tabriz

Sarah Chaksad Orchestra

Neuklang/in-akustik 0584211
(68 Min., 1/2019)

In den 1930ern hießen Big Bands noch „Orchestra“. Dass die Schweizer Altsaxofonistin Sarah Chaksad ihr achtzehnköpfiges Ensemble ebenfalls als „Orchestra“ bezeichnet, hat weniger mit Bezügen auf die großen alten Bandleader Duke Ellington, Fletcher Henderson, Count Basie oder Benny Goodman zu tun, sondern mit Chaksads eigener, orchestraler Klang- und Kompositionsauffassung. Die orientiert sich eindeutig an der heutigen Konzert- und nicht an der Tanz- oder Showmusik jener Jahre.
Entsprechend feingliedrig fallen die Kompositionen aus. Dem „Dreamcatcher“ sind stellenweise minimalistisch-repetitive Klavierfiguren unterlegt. Darüber schiebt sie mehrstimmige, oft mit unterschiedlichen Melodiebewegungen ineinander verzahnte Holz- und Blechbläser und wehende Sounds der Elektrogitarre, wobei sich dieser orchestrale Untergrund auf unterschiedliche Weise für die Solisten öffnet oder auch soweit zurücktritt, dass sie nur noch eine kleine Combo begleitet.
In „Tabriz“ flicht der Gast Wolfgang Muthspiel auf der akustischen Gitarre zwischen Orient und Spanien angesiedelte Motive. Auf dieses Stück, das sie der Heimatstadt ihres Vaters im Norden des Iran gewidmet hat, kehrt die Big Band mit dem kontrastreichen „Home“ ins Europäische zurück. Nach einer aufbauenden Einleitung und einem einsamen Tenorsaxofonsolo verdichtet es sich bis zur kompakten Wohlfühlatmosphäre. Mit dem Ziegenhorn bringt die norwegische Trompeterin Hildegunn Øiseth die Farbe der norwegischen Folklore in eine beschwingte Jazzgrundlage, während „It’s Too Late“ wie ein trauriger Abgesang wirkt, was dem von Julie Fahrer gesungenen Text entspricht.
In „The Flower“ sprießen aus einer Bassklarinetteneinleitung Blätter und Blüten, die kräftiger werden und sich im Rhythmus des Winds wiegen. Ähnlich ergeht es im „Song Of A Lark“ dem Gesang der Lerche, der sich – symbolisiert durch Posaune und Altsaxofon – über differenzierte Big Band-Sounds erhebt, nachdem sich diese aus einer morgendlichen Klang-Ursuppe herausgeschält haben. Mit „Thankful“ folgt ein bedächtiges, von Posaunenchorälen inspiriertes Finale, das – wer will – als Huldigung an die Schweizer Heimat der Komponistin und Bandleaderin auffassen kann. So etwas hätten die Orchestras der 1930er sicher nicht gespielt.

Werner Stiefele, 23.11.2019


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