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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Dmitri Schostakowitsch

Streichquartette Nr. 2, 7 & 8

Pavel Haas Quartett

Supraphon/Note 1 SU4271
(71 Min., 5/2019)

Dmitri Schostakowitschs Streichquartette erzählen im Vergleich zu seinen Sinfonien einen schonungsloseren Bericht eines Komponistenlebens, das nie zur Ruhe gekommen ist. Von Bitterkeit und Todesangst über die völlige Resignation und Hoffnungslosigkeit bis hin zur Verzweiflung an dem, was der Mensch dem Menschen an Leid antut, reicht da der nahezu dauerbestürzende Grundton in Schostakowitschs riesigem Quartett-Korpus. Und wie bei ihm alles dann schon mal komplett auseinanderzufliegen scheint, ist in den beiden ersten Sätzen des berühmten, den „Opfern von Faschismus und Krieg“ gewidmeten 8. Streichquartetts festgehalten. Ein kaum von der Stelle kommender „Lento“-Gesang eröffnet diese kammermusikalische „Totenmesse“ – bevor wie aus dem Nichts die pure Tragik und Gewaltigkeit des Lebens hineinbricht.
Bei seiner diskografischen Schostakowitsch-Premiere lässt nun das tschechische Pavel Haas Quartet auf zusammenspieltechnisch allerhöchstem Niveau allein in diesen schauerlichen Klangwelten keinen Takt verstreichen, der nicht unter die Haut geht. Zugleich aber überspannen die vier Musiker bei aller Drastik und Dramatik nicht den Bogen, müssen sie nichts effektvoll „herauspressen“ oder „dahinpeitschen“, um einem das Konfliktpotenzial dieser Musik so eindrücklich um die Ohren zu hauen. Das Pavel Haas Quartet schafft es, indem es einfach nur die Musik „erzählen“ lässt. Dabei dringen die Musiker aber selbst in die dunkelsten Ecken der ebenfalls aufgenommenen Streichquartette Nr. 2 und 7 mit einer Variabilität in der Tongebung und einem intensiven, aber eben genau ausbalancierten Melos ein, das schon lange zu den absoluten Stärken dieses Ausnahmequartetts gehört. Und der immer wieder aufblitzende, volksmusikalisch infizierte Schwung (wie etwa gleich im Eröffnungssatz des 2. Quartetts), der bei Schostakowitsch natürlich Haken und Ösen besitzt, spiegelt auch die musikalischen, auf Dvořák, Smetana und Janáček zurückgehenden Wurzeln des Pavel Haas Quartets wider. Eine Weltklasseinspielung.

Guido Fischer, 14.12.2019


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