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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Joseph Haydn, Carl Stamitz

Haydn & Stamitz

Ana de la Vega, Ramón Ortega Quero, Trondheim Soloists, Geir Inge Lotsberg

Pentatone/Naxos PTC5186 823
(64 Min., 6/2019)

Eine eigenwillige CD-Produktion: Eigentlich geht es um ein in Vergessenheit geratenes Instrument, die sogenannte „Orgelleier“ oder „lira organizzata“. Es handelt sich dabei um ein Hybrid aus Drehleier und Orgelpositiv, das die Möglichkeit bietet, über eine kleine Tastatur Pfeifen und Saiten partiell gleichzeitig zum Erklingen zu bringen. Eine ausführlichere Beschreibung dieses kuriosen Instruments erübrigt sich allerdings an dieser Stelle, da – obwohl auch im Beiheft ausführlich davon die Rede ist – die lira organizzata auf dieser CD gar nicht erklingt. Für die je zwei Solo-Partien in den beiden Haydn-Concerti wird sie nämlich durch Oboe und Querflöte ersetzt, legitimiert dadurch, dass Haydn selbst eine Reihe anderer Stücke, die er gleichfalls für die Orgelleier komponiert hat, nachweislich ebenfalls alternativ mit Oboe und Flöte besetzte.
Der Grund dafür, dass Haydn sich überhaupt mit der Orgelleier beschäftigt hat, sind Kompositionsaufträge, die ihn aus Italien erreichten: König Ferdinand IV. von Neapel war ein passionierter Orgelleier-Spieler und beauftragte eine ganze Reihe zeitgenössischer Komponisten mit Werken für dieses Instrument. Freilich mussten sich die Komponisten in manchen Punkten – vor allem hinsichtlich des Ambitus – den beschränkten Möglichkeiten des Instruments anpassen, was in der vorliegenden Darbietung mit Oboe und Flöte durchaus zu hören ist. Andererseits hat die Orgelleier ohne Zweifel auch klangliche Spezifika, die geschickte Komponisten kreativ zu nutzen verstanden – aber das hört man auf dieser CD natürlich nicht. Insofern hinterlässt diese Produktion den Hörer ein wenig verwirrt, denn es wird nicht nur nicht auf dem originalen Soloinstrument, sondern zudem überhaupt auf modernen Instrumenten gespielt. Die Interpretation von Ana de la Vega (Flöte) und Ramón Ortega Quero (Oboe) mit den Trondheim Soloists unter Geir Inge Lotsberg darf als sehr kultiviert und geschmackvoll, in diesem Sinne also als gelungen bezeichnet werden. Und zwei weitere Concerti von Carl Stamitz – eines für Flöte und Oboe, eines nur für Flöte mit Orchester – bereichern immerhin das Programm, indem sie die beiden Soloinstrumente ihren Möglichkeiten umfassender zum Erlebnis werden lassen. Aber eigentlich hätte man doch gern eine lira organizzata gehört …

Michael Wersin, 01.02.2020


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