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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Robert Schumann

Sinfonien Nr. 1 & 3, Manfred

London Symphony Orchestra, John Eliot Gardiner

LSO live/Note 1 LSO0844
(71 Min., 2/2019) SACD

Vor vielen Jahren kam ich bei einem Interview-Termin mit John Eliot Gardiner in Zürich (er dirigierte dort Paul Dukasʼ Oper „Ariane et Barbe-bleue“) auf Robert Schumanns Violinkonzert zu sprechen. Gardiner entpuppte sich bei dieser Gelegenheit als leidenschaftlicher Verehrer Robert Schumanns und sprach über die Tragik von dessen partiellem Verkannt-Sein, vor allem hinsichtlich der Orchestermusik. Exakt für „diesen“ Schumann bricht Gardiner mit dem vorliegenden Album erneut eine Lanze: Im Beiheft-Interview thematisiert er ausführlich Schumanns von mannigfachen Hemmnissen begleiteten Weg zum Sinfoniker im Vergleich mit Felix Mendelssohns ganz geradlinigem Zugang zu den großen orchestralen Formen. Das „dicke Netz von Missverständnissen“, das um Schumann als Orchester-Komponist gesponnen wurde, hatte noch weit über seinen Tod hinaus Bestand und behindert die Rezeption der entsprechenden Werke bis heute, beklagt Gardiner.
Hört man nun seine Interpretationen der „Frühlingssinfonie“ von 1841 und der „Rheinischen“ von 1850, so gibt man ihm unumwunden Recht: Die viel beschworenen angeblichen Schwächen der Orchestrierung sind hier nicht hörbar. Stattdessen brilliert das London Symphony Orchestra mit einem feinsinnig durchgestalteten Farbenspiel der unterschiedlichen Register des Orchesters – und dabei sind hier nicht einmal originale Instrumente der Schumann-Zeit am Werk. Selbiges gilt auch für die wundervolle „Manfred“-Ouvertüre nach Byron, ein Sujet, in dem Schumann hörbar ganz und gar zu Hause war. Wie weggeblasen alle Zweifel – es scheint also am beherzten, vorurteilsfreien Zugriff auf diese Musik zu liegen, gepaart freilich mit einem beachtlich tiefen Verständnis der Musik der Romantik. John Eliot Gardiner ist eben bei weitem nicht nur ein herausragender Alte-Musik-Dirigent. So erinnert er mit „seinem“ Schumann unter anderem daran, dass er nicht nur von Thurston Dart, sondern auch von der ungeheuer vielseitigen Nadia Boulanger ausgebildet worden ist.

Michael Wersin, 08.02.2020


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