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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Joseph Haydn, Robert Schumann, Aaron Copland, Toshio Hosokawa

Duality

Oberon Trio

Cavi/hm CAVI 8553475
(69 Min., 7/2018)

Dualität in verschiedenster Hinsicht: einerseits besetzungstechnisch im Gegenüber von Klavier- und Streicherklang und im Ineinander des eigenverantwortlichen Allein- und des aufeinander bezogenen Miteinander-Spielens. Andererseits musikalisch in der substanziell-musikalischen Polarität, die etwa bei Haydn oder Schumann hörbar wird. Solche und weitere Dualitäten benennen die Mitglieder des Oberon Trio im informativen Beiheft-Interview. Eine weitere ließe sich hinzufügen: Die Dualität von Musik des 20. Jahrhunderts (Copland, Hosokawa) und Werken älterer Epochen. Und gerade diese Zweiheit scheint ein kreatives Element gewesen zu sein beim Entwerfen und Verwirklichen dieses Programms: Auffällig ist die ruhige Bedachtsamkeit, ja geradezu die Achtsamkeit, mit der sich Henja Semmler (Violine), Antoaneta Emanuilova (Cello) und Jonathan Aner (Klavier) nicht nur der wenig vertrauten Musik aus dem 20. Jahrhundert (das Hosokawa-Trio wird hier zum ersten Mal auf CD präsentiert), sondern auch der klassischen und romantischen Musik widmen. Im d-Moll-Trio von Joseph Haydn atmet selbst der letzte Satz, der als „Vivace“ vor allem im Klavierpart beachtlich virtuos daherkommt, den Geist unaufgeregter Überlegen- und Überlegtheit. Das filigrane Passagenwerk fügt sich mit selbstverständlicher Gelassenheit zu einem entspannten Gesamtgeschehen.
Härteren Klängen – sowohl auf harmonischer wie auch auf dynamischer Ebene – begegnet der Hörer am Anfang des Copland-Trios („Vitebsk“) von 1929, das auf einer jüdischen Erzählung von Salomon Anski („Der Dibbuk oder zwischen zwei Welten“) basiert und eingangs offenbar die Besessenheit einer jungen Frau von einem Dämon versinnbildlicht. Die hier aufgebauten Spannungen lösen sich erst in der Mitte des einsätzigen Stückes in eine ekstatische Tanzbewegung auf.
Zu den Höhepunkten des Programms zählt neben anderem der innige zweite Satz des Schumann-Trios in F-Dur. Hier gelangt auch das gemeinsame Musizieren des Trios noch einmal zu höchster Qualität: Es präsentiert sich als ein gemeinschaftliches Forschen in den Ausdruckstiefen dieser wundervoll dünnhäutigen und zerrissenen Musik eines Hochsensiblen.

Michael Wersin, 15.02.2020


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