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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Golden Age

Frederik Köster, Die Verwandlung

Traumton – Indigo/375 Media 05181442
(52 Min., 5/2019)

Schon das Eröffnungsstück „Fanfare – For The Right Reason” macht unmissverständlich klar, dass es sich bei Frederik Köster nicht um einen der typischen Trompeten-Schamanenbläser handelt, die schon seit einiger Zeit im europäischen Jazz den weltentrückten Ton angeben. Kösters Wurzeln liegen vielmehr bei Kraftpaketen wie Freddie Hubbard, Woody Shaw oder Randy Brecker.
Und von Letzterem hat sich der gebürtige Sauerländer auch einiges für die vierte Einspielung seines Quartetts „Die Verwandlung“ abgeschaut: etwa den Einsatz von elektronischen Verfremdungsmöglichkeiten. Oder das coole Agieren in stark rhythmisierten Jazzrock-Kontexten, die von Kösters Mitstreitern (Sebastian Sternal an Klavier und Rhodes, Joscha Oetz am Kontrabass und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug) fabelhaft intensiv ausgestaltet werden.
Zwar hat das Quartett im Laufe seiner bislang vier Einspielungen noch nie so viel Gebrauch gemacht von Synthesizern und Effekten wie Echo oder Ringmodulator wie nun auf „Golden Age“. Dennoch liegt das entscheidende Merkmal der Aufnahme jenseits der Klanggestaltung. Es ist das virtuose Patchwork aus regional und historisch höchst disparaten Elementen, das dafür sorgt, dass man als Hörer ständig unter Strom steht.
Filigrane Jazzballaden wie „Cast Me From Your Spell“, die von „Fahrstuhl zum Schafott“-Zeitlosigkeit oder Kenny Wheelers Kompositionsdelikatesse künden, wechseln sich ab mit arabesken Song-Exkursionen, in denen Köster seine Trompete deftig keckern oder in Vierteltönen sprechen lässt. Und irgendwie hängt alles miteinander zusammen: der Geist Coltranes, der sich einem Zitat von „Pursuance“ aus der „Love Supreme“-Suite manifestiert, die krummen Takte der Levante, die Sounds der 1980er und 1990er oder auch die popjazzige Gedichtvertonung (zum Abschluss des Albums singt Köster zuerst sanft William Blake und sticht einem dann mit einem langgezogenen spitzen Trompetenton zu Beginn seines Solos mitten ins Herz).
Angesichts der ständigen organischen Verwandlungsfähigkeit, die das Quartett auf „Golden Age“ zeigt, kann man nur sagen: Die Truppe trägt ihren Namen vollkommen zu Recht.

Josef Engels, 15.02.2020


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