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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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A Tribute To Benny Goodman

Terry Myers Orchestra

Lucky Mojo Records/Galileo LMR1903
(53 Min., 4/1999)

Ein Rückblick. In den 1980er- und 1990er-Jahren beschäftigte die Diskussion um den Umgang mit dem Erbe des Jazz eine beträchtliche Zahl von Publizisten, Musikologen, Musikern und Fans. Darf man Originalpartituren ausgraben beziehungsweise transkribieren und Note für Note nachspielen oder verstößt dies gegen den Geist des Jazz, der doch Freiheit und Improvisation bedeutet? Warum dürfen Beethoven-Sonaten notengetreu interpretiert werden (wo der Meister doch brillant improvisiert habe), während die Werke von Thelonious Monk, Art Tatum, Duke Ellington, Charles Mingus und vielen anderen stets neu arrangiert werden müssen? Irgendwann versandeten die Diskussionen ohne festes Diktum.
Weitgehend von diesen Debatten unberührt erweckte der Klarinettist Terry Myers damals die großen Nummern aus dem Bandbook des Klarinettisten Benny Goodman zu neuem Leben, indem er sie für sein Orchester von Dave Wolpe in enger Anlehnung an Plattenaufnahmen Goodmans arrangieren ließ oder gleich auf Originalpartituren von Fletcher Henderson oder Jimmy Mundy zurückgriff. Wer die Aufnahmen des Terry Myers Orchestra aus dem Jahr 1999 hört, unternimmt also gleich zwei Zeitreisen: eine in die 1930er-Jahre und eine in die Ära der Rückbesinnung.
Dank des tontechnischen Fortschritts klingen Myers Versionen besser als die aus den Schellackzeiten stammenden Goodman-Originale. Das entschädigt dafür, nicht Goodmans Orchestra zu hören, sondern ein Ensemble, das sich bestens in dessen Klangwelt einfühlt und ihr wohl näherkommt, als manche Beethoven-Dirigenten den Aufführungen zu dessen Lebzeiten. Myers Musiker swingen ebenso beschwingt wie Goodmans Mannen, und das Satzspiel kommt dem Vorbild sehr nahe. Dennoch gibt es Unterschiede. So greift der Schlagzeuger Eddie Metz zwar stellenweise die harten Schläge von Goodmans Gene Krupa auf, arbeitet aber etwas mehr mit Becken und Hi-Hat.
Mit „Let’s Dance“, „Bugle Call Rag“, „Don’t Be That Way, One O´Clock Jump“ enthält die CD eine Fülle von Goodman-Klassikern. Mit „Moonglow“, „And The Angels Sing“ und „Almost Like Being In Love“ singt zudem Connie Brink die einzelnen Strophen zeittypisch schmucklos und tritt wieder – Sängerinnen und Sänger waren damals nur eine nebensächliche Dreingabe und keine wesentlichen Solisten – vom Mikrofon zurück. Der Schlagzeuger Gene Krupa sorgte in den 1930ern hingegen mit seinen Soli für Furore. Eddie Metz tut es ihm nach. Mit „Sing Sing Sing“ lässt das Terry Myers Orchestra die Tom-Tom-Paradenummer Krupas aufleben. Ein sentimentales „Goodbye“ schließt das Remake der Goodman-Nummern ab. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie im Rahmen der Rückbesinnungswelle gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts die Jazzgeschichte nicht nur hochgehalten, sondern auch in relativ originalgetreuen Aufführungen und Einspielungen konserviert wurde.

Werner Stiefele, 14.03.2020


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