Alpha/Note 1 ALP682
(77 Min., 5/2018)
Die Verschmelzung der absoluten mit der volkstümlichen Musik lief natürlich im 18. Jahrhundert längst auf Hochtouren. Dementsprechend hatte auch Joseph Haydn ein offenes Ohr für bodenständiges Liedgut. So soll seine „Kaiserhymne“ auf ein kroatisches Volkslied zurückgehen. Mit „Die Entstehung des Crossover“ ist denn auch der kleine Booklettext von Dirigent Giovanni Antonini überschrieben, den er für die achte Folge seiner Gesamteinspielung aller Haydn-Sinfonien beigesteuert hat (2032, zum 300. Geburtstag des Komponisten, soll sie abgeschlossen sein). Haydn als möglicher Co-Autor des Crossover? Eine These, für die es jetzt leider kaum hörbare Belege gibt. In das drehkreiselartige Menuett seiner 28. Sinfonie weht da immerhin – wie aus 1001 Nacht – ein geheimnisvoll vorantastendes Trio herein. Die mit „La Roxolana“ bezeichnete 63. Sinfonie bezieht sich dagegen zwar vom Titel her auf eine gleichnamige Sklavin, die im 16. Jahrhundert zur Hauptfrau des Osmanischen Kaisers Suleiman „aufstieg“. Statt aber dafür nun auf die damals beliebte türkische Klangmode mit allem Tschingderassa zurückzugreifen, blieb Haydn hier seinem „klassischen“ Stil treu.
Auch wenn man somit bei diesen beiden Sinfonien sowie der „Merkur“-Sinfonie Nr. 43 schon genau hinhören muss, um volksmusikalische Spuren auszumachen, so ist man andererseits begeistert, mit welch ansteckendem Feuer und mit wie viel Herz, Witz und Verstand hier musiziert wird. Und das versprochene „Crossover“ präsentieren Antonini und seine formidable Originalklang-Truppe Il Giardino Armonico eben mit zwei anderen Werken. Aus dem späten 17. Jahrhundert stammt die beschwingt den Geist der mährischen Volksmusik aufsaugende „Sonata Jucunda“. Und Bartóks „Rumänische Volkstänze“ hat man so noch nie gehört. Immerhin hat Antonini seinen Musikanten dafür Instrumente aus dem 16. und 17. Jahrhundert in die Hände gedrückt. Und: Es funktioniert, weil es zündet!
Guido Fischer, 28.03.2020
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