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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Dear World / Hikikimori

Enders Room

Enja Yellowbird/Edel/1078012EY1
(97 Min., 2018/2019) 2 CDs CDs

Johannes Enders, Professor für Jazzsaxofon an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, nennt seine Band „Enders Room“ – und das ist mehr als ein Spiel mit seinem Familiennamen. Denn Enders Room setzt sich aus „Enders“, also der Persönlichkeit des Bandleaders, und „Room“, also dem Raum für die jeweiligen Bandmitglieder, zusammen. Oder, anders gesagt, die Musik ist einerseits vom Namensgeber geplant, strukturiert und definiert und andererseits von den Persönlichkeiten der Partner ausgestaltet und ergänzt.
Das Album umfasst zwei CDs: „Dear World“ und „Hikikokmori“. Erstere spielte ein „Electric Room“ ein und die zweite ein nahezu identisch besetzter „Acoustic Room“. Den Unterschied macht die Menge der programmierten und sonstigen elektronischen Sounds: Sie dominieren in der Elektro-Variation, die sphärische Fender-Rhodes-Klänge und ein tackernder Puls einleiten, über den Enders verhangene Tenorsaxmelodien bläst. In den weiteren Titeln kommen Erinnerungen an House und Techno auf, wobei die zischenden und peitschenden Rhythmen von „No Judgement Day“ nicht aus dem Computer sondern von dem realen Schlagzeuger von Gregor Hilbe stammen.
Der „Good Bye Waltz“ kontrastiert eine entschleunigte, um ein Vibrafon ergänzte Rhythmusgruppe mit gedämpften, an Miles Davis erinnernden Trompetenklängen und einer warmen Saxofonmelodie. „Dear World“ sind Drum’n’Bass-Beats unterlegt, und in „Meta Comet“ versetzen hart peitschende Schlagfolgen in Industriegefilde. Die „Alienroommates“ vereinen Elemente von all den bisher gehörten in einer fast romantischen, über einem tickernden Untergrund schwebenden Ballade. Vier „Minimal Response“ genannte Titel unterbrechen die Folge der Songs durch Soundscapes – insgesamt ein eher pessimistisches Klangbild der „Real World“.
Auf der von Enders „Hikikokmori“ überschriebenen Acoustic-Disc geht es konventioneller zu. In „The Old Promise“ überdeckt der Fluss der Melodie, dass das Stück eigentlich im 5/4-Takt gehalten ist, und auch der Mix aus 5er- und 7er-Takt in „Good Loser“ geht in weich verschlungenen Melodien von Saxofon und Trompete auf. Es gehört schon eine größere Portion Ironie dazu, diese ausgeglichene, ruhige Disc mit dem japanischen Begriff für Selbstisolation und Rückzug aus dem sozialen Leben zugunsten einer Einsiedlerexistenz zu assoziieren. So weltabgewandt sind die Nummern keinesfalls.

Werner Stiefele, 28.03.2020


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