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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms

Klavierkonzert Nr. 2, Händel-Variationen

Lars Vogt, Royal Northern Sinfonia

Ondine/Naxos ODE 1346-2
(74 Min., 2 & 12/2019)

Es ist kaum möglich, über Johannes Brahmsʼ zweites Klavierkonzert zu schreiben, ohne Alfred Brendels häufig zitierten Ausspruch über die „pianistischen Perversitäten“, die dieses Stück enthalte, zu erwähnen: Ein wie oft bei Brahms wuchtiger und weitgriffiger, von heiklen Sprüngen geprägter und ungemein kräftezehrender Solopart macht dieses Werk bis heute zu einer Herausforderung für jeden Pianisten. Hört und sieht man sich im Internet Live-Produktionen an, stellt man fest, dass auch die größten Pianisten – Krystian Zimerman unter Leonard Bernstein ist eine der raren Ausnahmen – den Klavierpart coram publico nicht makellos bemeistern. Kleinere Unebenheiten gibt es indes auch in Lars Vogts Version auf der vorliegenden CD, die im Studio entstanden ist: Nicht immer erklingen an den vielen schwierigen Stellen sämtliche Töne exakt zur richtigen Zeit. Nun hat sich Vogt allerdings auch einer Aufgabe gestellt, die wohl kaum ein anderer Pianist sich ohne Weiteres aufbürden würde: Er fungiert in seiner Einspielung gleichzeitig als Solist und als Dirigent. Diese Doppelbelastung bedingt vielleicht einen gewissen Unterschied in puncto klaviertechnischer Präzision, der zwischen dem Klavierkonzert und den ebenfalls eingespielten solistischen Händel-Variationen zu bemerken ist: Bei den Variationen staunen wir über genau jenes Finish, das beim Konzert hier und da fehlt. Im Beiheft-Interview spricht Vogt ausführlich über seine Auseinandersetzung mit den Stücken dieser CD, was sehr aufschlussreich ist, aber auch Fragen aufwirft: Niemand würde von einem Pianisten verlangen wollen, dem Klavierpart des Konzerts Aspekte wie „Leichtigkeit“ oder – im Falle des zweiten Satzes – etwas von einem „barocken Tanz“ zu entlocken. Zu sperrig und akkordisch geballt scheint der Klaviersatz über weite Strecken. Vogt erwähnt solche Qualitäten allerdings explizit, jedoch vermag sie der Rezensent in seiner Interpretation nicht wirklich zu hören. Im Gegenteil: Häufig sticht die gelegentlich fast brutale Härte des Klavierparts, besonders in der tiefen Lage, hier noch stärker hervor als in anderen Einspielungen. Vor diesem Hintergrund scheinen Anspruch und vom Hörer erlebbare Umsetzung im Falle des Konzerts nicht hundertprozentig im Einklang zu sein.

Michael Wersin, 11.04.2020


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