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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Americana

Grégoire Maret & Romain Collin

ACT/Edel 1090492ACT
(50 Min., k. A.)

Unter „Americana“ werden – allgemeinen gefasst – die kulturellen Schöpfungen der Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika verstanden. In der Musik fällt unter Americana eine stilistische Mixtur aus Folk, Blues, Rhythm-and-Blues und Country, gespielt mit Mundharmonika, Gitarre, Banjo, Schlagzeug, Klavier und anderen Tasteninstrumenten und Prisen von Sehnsucht, Einsamkeit, Lagerfeuer, Romantik und Melancholie.
Kein anderer wäre besser geeignet, all dies mit dem afroamerikanisch-schweizer Mundharmonikaspieler Grégoire Maret in Klang zu verwandeln, als Bill Frisell, der vor mehr als drei Jahrzehnten als Avantgardist gefeiert wurde und längst mit Banjo und Gitarre seinen Weg zu einer modernen, kunstvollen Variante der Countrymusik gefunden hat. Seine bedächtig gesetzten Töne, ihr An- und Abschwellen und sein scheinbares Zögern schaffen zusammen mit dem sentimentalen Klang der Mundharmonika eine verzaubernde, dem Alltag in den Industriestädten entrückte, scheinbar dem Ländlichen, Beschaulichen zugeordnete Atmosphäre. Weich und herzlich gleicht der Pianist Romain Collin Frisells Einsamkeit aus.
Wenn sich dieses Trio „Brothers In Arms“ vornimmt, dann so, wie es die letzte Zeile des Originals der Dire Straits verlangt: Es sei idiotisch, gegen die als Mitmenschen aufgefassten „brothers in arms“ Krieg zu führen. Das klingt nicht wie Protest, sondern wie ein niedergeschlagener, müder Kommentar zur Spaltung der amerikanischen Gesellschaft, in der es keine Siege zu bejubeln oder gar Landstriche zu erobern gilt, sondern mit zerbrechlichen Tönen nach einer versöhnenden Freundlichkeit gesucht wird.
Eine ähnliche Stimmung prägt auch die Versionen von Bill Frisells „Small Town“ und „Rain, Rain“ und den sanften bezaubernden Dialog von Klavier und Mundharmonika in Marets „Back Home“, „The Sail“ und „Still“ sowie „Wichita Lineman“, das Jimmy Webb 1968 für den Countrysänger Glen Campbell geschrieben hat und das Trio „Re:Stacks“. Einzig „San Luis Obisbo“ lässt die nachdenkliche Stimmung durch etwas zupackendere Klänge hinter sich. Diese Americana erzählen – ähnlich wie Bluesinstrumentalisten – mit ihren Tönen ergreifende Geschichten. Wer das 1997 erschienene „Beyond The Missouri Sky“ von Pat Metheny und Charlie Haden mochte, findet hier eine anders aufgebaute, ähnlich gefühlvolle Auseinandersetzung mit dem weißen Pendant zum Blues, der Countrymusik.

Werner Stiefele, 25.04.2020


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