Alpha/Note 1 ALP 80
(65 Min., 03/2004) 1 CD
Mit großen, langen Seufzern aus tiefer melancholischer Brust singt die Viola da Gamba ihren Schwanengesang - kam sie doch, als Carl Philipp Emmanuel seine Sonaten schrieb, langsam aus der Mode. Und der Cristofori-Flügel mit seinem dunklen gedeckten Klang, der ebenfalls zur Mitte des 18. Jahrhunderts durch den brillanteren und kräftigeren Ton der neueren Hammerklaviere abgelöst werden sollte, schwingt sympathetisch mit der wehmütigen alten Dame mit. Wie psychologisch genau sie aber beim Trauern in sich hineinhorchen, wie feinsinnig sie den Verästelungen ihrer dunklen Gefühle nachspüren, ist alles andere als bloß nostalgisch: solche Töne waren neu und von diesen beiden Instrumenten zuvor noch nie gehört worden. Die Romantik hat dann Emotionen wie diese nach außen gekehrt, sie mit präziserer Mechanik in die ferneren Winkel größerer Konzertsäle geworfen. Und sie hat mit der aristokratischen Verzierungskunst aufgeräumt, für welche die Mechanik des alten Flügels bei allen Defiziten unvergleichlich gut geeignet ist (und die sich hier so wunderbar mit den feinen Arabesken und Bebungen der Gambe verbindet). Den fühlenden Menschen aber konnten auch die Romantiker nicht wahrer darstellen als der Bachsohn, der zwischen Tradition und Moderne, revolutionärem Aufbruch und barockem Elternhaus vermittelte. Und weil das so ist, haben Friederike Heumann, Dirk Börner und Gaetano Nasillo mit ihrem glücklich getroffenen interpretatorischen Blickwinkel und der dazu passenden klugen Auswahl der Instrumente nicht nur ein traumhaft lebendiges Portrait der schwierigen Gambenwerke von Carl Philipp Emmanuel Bach geschaffen, sondern auch des Komponisten selbst.
Carsten Niemann, 01.01.1970
Diese CD können Sie kaufen bei:
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Mit Leidenschaft: Zwischen Beethoven- und Schumann-Haus in der Bonner Brahmsstraße aufgewachsen – damit ist das Programm von Fabian Müllers neuer CD umrissen. Unter dem Titel „Passionato“, entlehnt von Ludwig van Beethovens Dauerbrenner-Klaviersonate und Expressivitätsgipfelwerk, bricht sich hier die Erregung, ja gar die aufgestaute Corona-Wut Bahn. In auftrittsarmen Zeiten bleibt freilich nur der diskografische Weg zum Ausdruck des eigenen Pianisten-Ichs. Es würde aber auch nicht […] mehr »