Glossa/Note 1 GCD920944
(105 Min., 9/2019) 2 CDs
350 selbstredend neu komponierte italienische Oratorien liegen seit der Barockzeit allein in Wiener Bibliotheken. Auf dem Höhepunkt seines europäischen Ruhms wirkte der von allen Potentaten geschätzte Giovanni Battista Bononcini (1670–1747) immerhin 13 Jahre am Hof der musikliebenden Kaiser Leopold I. und Joseph I. Der Winter war die Opernsaison, die sich dann auch noch heimlich in die Fastenzeit zog. Denn deren wöchentlich neuen Oratorien unterschieden sich von ihren weltlichen Musiktheaterschwestern nur durch die Themen: Leben und Lieben der Heiligen. Eines von fünf in der Fastenzeit 1701 uraufgeführten Oratorien war Bononcinis „La conversione di Maddalena“. Die melodisch zauberisch beschriebene Schöne muss sich im Dialog mit Schwester Martha zwischen der irdischen und der göttlichen Liebe entscheiden. Alle vier wurden einst von drei Kastraten und einem Bass gesungen. Die sinnlich bebenden Gewissensqualen bringt Bononcini (der sich als Cellist im zweiten Teil viel Soloschönes für das Instrument hat einfallen lassen) mindestens so plastisch meisterhaft auf den Punkt, wie sein Bildhauerkollege Gian Lorenzo Bernini die Verzückung der Heiligen Theresa aus dem Marmor geschlagen hat. Ein wahrer Katholik müsste sich bei so viel fast orgiastischem Geschmachte abwenden, aber natürlich läuft alles seelenheilend in den Hafen des himmlischen Glaubens ein. Das Ensemble La Venexiana unter dem dirigierenden Theorbisten Gabriele Palomba vitalisiert das instrumental zauberisch, auf der Vokalhabenseite glänzen Emanuela Galli als strahlend seufzende Magdalena, Francesca Lombardi Mazzulli als mezzoerdige Marta, Marta Fumagalli und Matteo Bellotto.
Matthias Siehler, 04.07.2020
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