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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Messe in C, „Vestas Feuer“, „Meeresstille und glückliche Fahrt“

Chorus Cathedralis Aboenesis, Turku Philharmonic Orchestra, Leif Segerstam

Naxos 8574017
(65 Min., 9 & 5/2018)

Beethovens erste Messvertonung, in Auftrag gegeben im Jahre 1807 vom Eisenstädter Fürsten Esterházy anlässlich des Geburtstags seiner Frau, hat den Auftraggeber bekanntlich nicht zufriedengestellt: An Joseph Haydns flotte Vertonungen gewöhnt, in denen der vergleichsweise ebenmäßige Vortrag des lateinischen Messtextes über weite Strecken von einem stringenten sinfonischen Orchestersatz vorangetrieben wird, konnte er mit Beethovens neuem kompositorischen Zugang offenbar nichts anfangen. Beethoven hatte sich als aufgeklärter Christ nämlich die Freiheit genommen, der Hörerschaft große Teile des Textes so eckig und kantig um die Ohren zu hauen, dass diese sich auf ein veritables Zuhören und Reflektieren hätte einlassen müssen. Man ist als solchermaßen kundiger Zuhörer stets auf der Suche nach Aufnahmen, die gleichfalls eine entsprechende Kundigkeit der Mitwirkenden erkennen lassen. Die vorliegende macht diesbezüglich gar keinen so schlechten Schnitt: Zwar rangiert der Chorus Cathedralis Aboensis qualitativ nicht im obersten Bereich, aber die erste positive Überraschung ist schon einmal, dass man historisch korrekt eine deutsche Aussprache des Lateinischen gewählt hat (statt jener international üblichen unsäglichen, die sich „italianisierend“ schimpft, in Wirklichkeit aber eine angelsächsische Marotte ist). Auf dieser phonetisch differenzierten Basis tun die Sängerinnen und Sänger, was sie können, um etwa den ersten Teil des Credo im beethovenschen Aufbraus- und Empörungsmodus zur Geltung zu bringen. Der Wille ist da, für die letzte Prägnanz fehlt es einfach an Potential. Unter den Soli stechen leider die Damen etwas negativ hervor: Die Sopranistin Kaisa Ranta beginnt ihr erstes Solo im Kyrie mit einem satten Vibrato, das leider vor allem unter die gemeinte Note ausschwingt. Die Mezzosopranistin Niina Keitel singt mit einer teils unangenehm scharfen Stimme drauflos, wie es die Kehle so hergibt. Was also der Chor im Ansatz gut beginnt, vereiteln teilweise die Soli in der üblichen Philharmoniker-Abokonzert-Manier. Das kann auch ein Leif Segerstam nicht im Sinne Beethovens retten.

Michael Wersin, 11.07.2020


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