„Flatterzunge und Geräusche im Einatmen mit krankhafter Stimme“, lautet da eine Spielanweisung für den Posaunisten. Während der Oboist und der Klarinettist „nur im Einsaugen“ und „ohne Mundstück ein virtuoses Konzert“ spielen sollen. Direkt in den ersten Takten seines Ensemblestücks „Les Soliloques décortiqués“ (2016) lockt Vinko Globokar die Musiker auf technisch nicht leichtes, weil ungewohntes Terrain. Die 16 Musiker des norwegischen, in Bergen beheimateten BIT20 Ensembles nehmen aber all die Herausforderungen unter der Leitung des Komponisten und seines Pult-Assistenten Trond Madsen nicht allein glänzend. Sie verwandeln dieses Stück, bei dem sich jeder mal 90 Sekunden lang in den Vordergrund spielen darf, in einen wild zuckenden Klangkörper, aus dem ständig bizarrste Geräusche wie Sprungfedern herausschießen und rumbaumeln. Der Geist der Improvisation, er ist in dieser genau fixierten Partitur ebenso allgegenwärtig wie die theatralen Energien, die in der Instrumentalmusik schlummern. Doch genau diese Ausdrucksmöglichkeiten gehören halt schon seit einer halben Ewigkeit zur DNA des Komponisten, Dirigenten und Posaunisten Globokar. Dementsprechend verwegen teuflisch bis unterhaltsam amüsant kommen auch die beiden weiteren Werke daher. Auf das etwas andere 16-stimmige Konzert „Les Soliloques décortiqués“ folgt ein ziemlich schriller Sirenenmonolog „Sopran Tapaguese Sur Ache de Noë“ (2015), bei dem über einem dauermonotonen Metronom-Ticken die Schauspiel-Sängerin Alwynne Pritchard ihren innersten Schlund nach außen kehrt. Und aus dem Jahr 2012 stammt das Ensemblewerk „Kaleidoskop im Nebel“, das einen bisweilen in einen gespenstischen Klangmaschinenraum lockt. Bei Globokar gibt es eben immer viel zu erleben und zu entdecken.

Guido Fischer, 08.08.2020

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