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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Just Coolinʼ

Art Blakey & The Jazz Messengers

Blue Note/Universal 0865022
(39 Min., 3/1959)

Produzenten müssen entscheiden. Am 8. März 1959 hatte Alfred Lion Art Blakey And The Jazz Messengers in seinem Studio in Hackensack aufgenommen, und fünfeinhalb Wochen später, am 15. April liefen bei einem Gastspiel mit identischer Besetzung im New Yorker Club Blue Note, der „Jazz –Corner Of The World“, erneut die Bandmaschinen mit. Das Repertoire überschnitt sich weitgehend: Vier der sechs im Studio aufgezeichneten Stücke hatte der Bandleader und Schlagzeuger Blakey auch ins Live-Programm übergenommen. Beide innerhalb eines kurzen Zeitraums zu veröffentlichen, wäre verkaufsstrategisch äußerst ungünstig gewesen, und so entschied er sich, die Konzertmitschnitte auf zwei LPs vorzulegen und die Studioaufnahmen im Archiv ruhen zu lassen.
Bis zu einer Veröffentlichung dieses Schatzes vergingen rund 61 Jahre – nun konkurrieren die Aufnahmen nur noch bedingt. Die unterschiedliche Atmosphäre von Studio und Club spiegelt sich in der Musik. Vor Publikum betonte das Quintett seine harten, druckvollen, kernigen Qualitäten, während es im Studio gelöster und federnder aufspielte – und beides auf jenem hohen Niveau, das Jazzfans von den Botschaftern des Hard Bop erwarten.
Schon die ersten Töne des „Hipsippy Blues“ deuten die Qualität der Studioaufnahmen (und der Jazz Messengers) an: ein prägnantes Thema mit kleinen Schnörkeln, getragen von einer swingenden Rhythmusgruppe, dann die Hard-Bop-typische Abfolge von Soli des Tenorsaxofonisten Hank Mobley, des Trompeters Lee Morgan und des Pianisten Bobby Timmons sowie zum Schluss ein Rückgriff auf die Einleitung des kompletten Quintetts – ein packendes Dokument aus einer Zeit, in der komplexe Arrangements weniger als bei den heutigen Hard-Bop-Nachfolgern galten.
Standard war in den 1950ern, dass sich Solisten über eine kontinuierlich groovende Rhythmusgruppe erhoben. Und wie! Lee Morgan und Hank Mobley blasen in „Close Your Eyes“, „Jimerick“, „Quick Trick“, „Just Coolinʼ“ sowie „M&M“, das für „Mobley & Morgan“ steht, mit Witz, Kraft, rasanten Läufen und einer Fülle von Klangfarben. Tritt Bobby Timmons in den Vordergrund, umspielt er die Themen ebenfalls mit Tempo, Witz und Charme. Fantastisch ist auch, wie Blakey in „Jimerick“ eigenständige Schlagfolgen über zwei unterschiedliche, konstant auf Bassdrum und Hi-Hat durchgehalte Figuren legt. Ansonsten bleibt der Bandleader, bestens ergänzt durch den Kontrabassisten Jymie Merritt, seiner selbst definierten Aufgabe treu: „Ich spiele keine tausend Schlagzeugsoli. Ich trete den Musikern in ihre Ärsche und bringe sie zum Spielen. Die Leute sind gut, wenn ich hinten bin, und ich regle den Verkehr.“ Oft genügt ein kleiner Wirbel, um ein Bläsersolo in eine andere Richtung zu dirigieren. Ein exzellentes Hard-Bop-Album.

Werner Stiefele, 08.08.2020


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