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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Gustav Mahler

Das Lied von der Erde

Sarah Connolly, Robert Dean Smith, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski

Pentatone/Naxos PTC5186760
(62 Min., 10/2018) SACD

Vladimir Jurowski, der Dirigent dieser Neueinspielung des „Liedes von der Erde“, fühlt sich seit seiner Jugend in einer Art Liebesbeziehung mit der Musik Gustav Mahlers verbunden. Dies bekennt er am Beginn seines eigenen Beiheft-Textes zur Aufnahme, mit dem er insgesamt wertvolle Einblicke in seine vielfältigen Gedanken zum Werk gibt. Hört man daraufhin seine Aufnahme, so fällt der klare, bisweilen fast nüchterne Duktus der Behandlung des Orchesterparts auf: Jurowski überrollt seine Hörerschaft nicht mit dieser streckenweise so üppigen Musik, sondern er zeichnet die Farben und Strukturen sehr kontrolliert mit feinem Pinsel nach. Dabei kommt es immer wieder zu bemerkenswerten lyrischen Verdichtungen, vor allem wenn Soloinstrumente im Spiel sind. Immer wieder wünscht man sich jedoch auch mehr mitreißende Leidenschaftlichkeit, wie sie doch zu diesem Weltschmerz-Erguss im Fin-de-Siècle-Stil zu gehören scheint. Aber die Evokation dieser Gestimmtheit hängt natürlich nicht an der Ausführung des Orchesterparts allein, sondern vor allem auch an der Performance der Gesangssolisten.
Für die Mezzo-Partie hat diesbezüglich Kathleen Ferrier in der Bruno-Walter-Aufnahme Maßstäbe gesetzt – Jurowski erwähnt die Einspielung in seinem Text auch als initiales Hörerlebnis. Und hinsichtlich der Tenorpartie bekommt man Fritz Wunderlich nicht aus dem Kopf, wenn man ihn einmal – besonders in der Klemperer-Aufnahme – gehört hat: Wer sonst hatte die stimmlichen und gestalterischen Mittel, jene einzigartige Mischung aus Melancholie, Verzweiflung und Lust an der vergänglichen Schönheit alles Seins so erschütternd zielgenau zum Erlebnis zu machen? Von alledem hört man in dieser Einspielung leider so gut wie nichts: Robert Dean Smith, der vor allem um die Jahrtausendwende herum einige Zeit als Stolzing und Tristan mit beachtlichen lyrischen Qualitäten von sich reden machte, bewältigt die Partie wacker mit schlackerndem Dauervibrato und enger Höhe, immerhin recht textverständlich. Besonders im ersten Satz tritt seine Darbietung dem wilden Orchestersatz beinahe schattenhaft gegenüber. Sarah Connolly ist stimmlich ein wenig präsenter, allerdings auch mit sattem Vibrato und mit gut gemeinter, de facto aber kaum verständlicher Diktion. Keine Einspielung also für Hörer, die das Werk nicht kennen, und auch nicht für solche, die schon gute Aufnahmen genießen konnten. Dem Mahler-Liebhaber Vladimir Jurowski hätte man für seine Interpretation andere Gesangskräfte gegönnt.

Michael Wersin, 29.08.2020


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